Obwohl es schon rund 40 Jahre her ist, kann ich mich noch sehr gut an meine ersten Fahrrad-Fahr-Versuche erinnern. Mein Papa hat mein kleines rotes Fahrrad am Gepäckträger gehalten, ist mitgelaufen und hat mich angefeuert. Und auf einmal war seine Stimme nicht mehr direkt bei mir. Ich war zum ersten Mal ein ganzes Stück allein gefahren und konnte es beim Zurückschauen selbst kaum glauben. Auch wenn ich mittlerweile Auto fahren kann und die uneingeschränkte Mobilität einer Erwachsenen zu schätzen weiß, Fahrradfahren ist bis heute immer ein besonderer Moment des Glücks und der Freiheit. Es ist erst ein paar Jahre her, dass ich zumindest erahnen kann, wie sich dieser Moment für meinen Papa angefühlt haben muss. Als ich nämlich neben dem rosa Lillifee-Fahrrad meiner damals 4-jährigen Tochter hergelaufen bin und nach vielen Übungsrunden eines Abends im Frühsommer wusste: Jetzt kannst du loslassen. Nicht nur für meine Tochter, auch als Mama ein Moment, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Damals wie heute: Fahrradfahren ist ein wichtiger Meilenstein für Kinder und Eltern. Wer Fahrrad fahren kann, der ist mobil und kommt relativ schnell von A nach B. Je älter das Kind und je größer das Fahrrad, desto weiter wird auch der Bewegungsradius. Kam man zu Fuß oder mit dem Laufrad nur bis zum nahe gelegenen Spielplatz, kann man mit dem Fahrrad auch schon zum Einkaufen fahren oder am Wochenende einen kleinen Ausflug, zum Beispiel zum Rhein, machen.
Sicherheit fährt vor
Neben dem Spaß an der Bewegung ist – für jedes Alter – die Sicherheit wichtig. Bevor man die Räder sattelt, sollte man einen passenden Fahrradhelm aufsetzen und schauen, ob Lenkung und Bremsen funktionieren und die Reifen gut aufgepumpt sind. Für kleine Fahrräder ist ein Wimpel zu empfehlen, damit die Kinder zwischen hohen Hecken oder parkenden Autos nicht übersehen werden. Bis zum Alter von acht Jahren müssen Kinder mit ihrem Kinderfahrrad den Gehweg benutzen. Zwischen acht und zehn Jahren dürfen sie das noch, ab zehn Jahren müssen sie auf Radwege oder die Fahrbahn wechseln und brauchen auch spätestens ab dann ein verkehrssicheres Fahrrad. Achtung: Oft haben kleine Fahrräder zwar Bremsen, Klingel und Reflektoren, aber noch kein Licht. Einen Dynamo braucht es nicht unbedingt, man kann auch mit Aufsteck-Lampen mit Akku oder Batterie aufrüsten. Nur ein Elternteil oder eine andere Aufsichtsperson ab 16 Jahren darf das radelnde Kind auf dem Gehweg begleiten. Eine Familie mit zwei Erwachsenen und älteren Kindern fährt getrennt. (Quelle: ADFC)
Aller Anfang ist anders
Viele Kinder starten heutzutage mit einem Laufrad und satteln dann zwischen drei und fünf Jahren auf ihr erstes, kleines Kinderfahrrad um – am besten ohne Stützräder. Dabei gilt: Jedes Kind ist anders, was die motorische Entwicklung und den Gleichgewichtssinn angeht. Am sichersten übt man auf ruhigen Wegen ohne viel Verkehr, wie zum Beispiel in Parks. Ist das Kind auf dem Laufrad direkt davongeflitzt, aber das Kinderfahrrad flößt Respekt ein? Dann einfach einmal die Pedale abmontieren und sich im Laufschritt ans neue Fahrrad gewöhnen. Eltern stützen am besten am Rücken oder helfen mit einer am Rahmen festmontierten Stange, die Balance zu halten.
Die erste Fahrprüfung deines Lebens
In der Grundschule steht sie auf dem Stundenplan: Die erste Fahrprüfung des Lebens. In dieser Zeit entwickeln sich Kinder rasant und lernen immer mehr, im Straßenverkehr eine aktive Rolle zu übernehmen. In den ersten Schuljahren werden motorische Grundlagen gelegt, wie beispielsweise durch spielerische Fahrtrainings auf dem Schulhof oder dem Verkehrsübungsplatz. Dazu gehören das sichere Aufsteigen und Losfahren, Spur und Balance zu halten, einhändig zu fahren oder sich beim Fahren umzuschauen. Nur wer sein Fahrrad sicher beherrscht, kann sich später voll und ganz aufs Geschehen im Straßenverkehr konzentrieren. Spätestens zum Ende der Grundschulzeit steht der Abschluss der Radfahrausbildung an – mit Theorie-Teil, praktischen Übungen und Fahrstunden im Straßenverkehr, die meist von Polizeibeamten betreut werden. Und natürlich gibt es auch eine theoretische Lernkontrolle von Verkehrs- und Vorfahrtsregeln und eine praktische Prüfung, bei der unter anderem das Losfahren, der Schulterblick und das richtige Abbiegen im Straßenverkehr gezeigt werden müssen. Für die bestandene Prüfung gibt es dann auch den ersten Führerschein: den grünen Fahrradpass der Deutschen Verkehrswacht. Darüber freuen sich Grundschüler damals wie heute. Denn nicht nur an meine ersten Fahrversuche, sondern auch an meine Fahrradprüfung kann ich mich noch gut erinnern. Und daran, wie ich nach der Verkehrserziehung auf dem großen Parkplatz vor unserer Stadthalle stolz das grüne Kreuz als Aufkleber auf mein Schutzblech unterm Gepäckträger geklebt habe. Fahrradfahren – das ist damals wie heute ein ganz großer Meilenstein und ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Die Libelle drückt allen Grundschülern für die erfolgreiche Fahrrad-ausbildung 2025 ganz fest die Daumen!