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Großeltern – die Superhelden im Ruhestand ohne Erziehungsauftrag

Wenn aus Eltern plötzlich Großeltern werden, können sich gewohnte Dynamiken innerhalb der Familie verschieben. Was ist wichtig, damit sich jeder in seiner neuen Rolle nicht nur ein- sondern auch wohlfühlt? Die Beziehung zu den Großeltern ist eine besondere. Im Expert:inneninterview erfahren wir, wie man diese besondere Beziehung nährt.

Großeltern toben mit Enkelinnen

Laura Rüther

15.09.2025

Lesezeit 4 Minuten

„Finn wurde mühsam sein Schnulli abgewöhnt. Die Schnuller-Fee kam und es gab ein teures Schnulli-Aufnimmerwiedersehen-Geschenk für den kleinen Finn. Der Prozess der Entwöhnung involvierte viel Herzschmerz, Tränen und Geduld der Eltern. Kurze Zeit nach dem Schnuller-Abschied übernachtet Finn mit seiner kleinen Schwester Marie bei der Oma. Wieder zu Hause fängt er plötzlich an, Maries Schnuller zu klauen und für sich zu benutzen. Ich habe gefragt, warum er das tue. ‚Bei Omi durfte ich immer mit Marie den Schnuller teilen.‘“

Erziehungsplan verschnullert

Wer hat schon einmal eine solche Situation erlebt? Die Großeltern durchkreuzen den Erziehungsplan, machen alles ganz anders oder trauen sich nichts zu. Um solche Konflikte zu entschärfen und eine harmonische Beziehung zu fördern, ist das Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Generationen essenziell.  Die Rollen und Sichtweisen der jeweils anderen können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es um den Erziehungsstil geht, denn Erziehung ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Einflüsse. Während Eltern in der Regel die primären Erzieher:innen sind und sich häufig an modernen Erziehungsmethoden orientieren, pflegen manche Großeltern aufgrund ihrer Lebenserfahrung und der Unterschiede in den gesellschaftlichen Normen, in denen sie aufgewachsen sind, einen anderen Erziehungsstil. Ein wesentlicher Unterschied liegt meist in der Herangehensweise an Disziplin und Grenzen. Großeltern neigen dazu, eine sanftere, nachsichtige Haltung einzunehmen. Nehmen wir das Beispiel mit dem Schnuller. Die Eltern haben eine klare Haltung und vertreten klare Grenzen. Die Oma ist nachsichtig, verwöhnt das Enkelkind mit dem Schnuller und durchkreuzt aber gleichzeitig damit den Plan der Eltern. Die Frage stellt sich hier: Ist etwas an der Kommunikation falsch gelaufen? Wurde der Oma ausdrücklich erzählt, wie erleichtert man darüber ist, dass der Junge jetzt keinen Schnuller mehr braucht? Wie schwer der Weg dahin war? Hat die Großmutter eine Grenze überschritten oder war es ihr einfach nicht bewusst, dass mühsame Erziehungsarbeit dahintersteckte?

Spät ins Bett, Rhythmus weg

Ein anderes Thema, das gerne Diskussionen nach sich zieht, ist der Schlaf kleiner Kinder. Jedes Elternteil, ob jung oder alt, kann seine Weisheiten dazu teilen. Von Einschlafritualen bis hin zu Durchschlaferkenntnissen, die Herangehensweisen an das Thema Schlafen heute und damals weichen voneinander ab. Im Folgenden ein Beispiel aus dem Familienalltag der Familie Müller: Die Eltern haben klare Regeln für die Schlafenszeiten der Kinder, um einen geregelten Tagesablauf zu gewährleisten. Das ist auch ihrem eigenen, getakteten und stressigem Alltag geschuldet. Die Großeltern, beide in Rente, lassen die Kinder jedoch oft länger aufbleiben, weil sie möchten, dass die Kinder Spaß haben und sich wohlfühlen. Das führt zu Konflikten, weil die Eltern befürchten, dass die Kinder dadurch unausgeschlafen sind oder aus ihrem mühsam erarbeiteten Rhythmus ausbrechen. Wer muss sich anpassen, die Eltern oder die Großeltern? Die obigen Beispiele skizzieren, wie Großeltern, im Sinne der Harmonie,  den konfliktbefreiten Weg wählen. Es kommt aber auch andersherum vor. Gelernte Disziplin und Gehorsam aus eigenen Kindheitstagen, zunächst weitergeben an die eigenen Kinder, kann aus Sicht der Großeltern auch für das Großwerden der Enkelkinder eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Mag eine autoritäre Erziehung für die Großeltern der einzige logische Stil für der Umgang mit den Enkeln bedeuten, so kann diese Herangehensweise für die Eltern ein Dorn im Auge sein.

Großelternersatz

Großeltern in der Stadt zu haben ist ein großes Glück. Aber auch Familien ohne familiäre Vernetzung haben in Düsseldorf die Möglichkeit, Großelternersatz zu finden dank des tollen Konzeptes von Leihoma und Leihopa. Die Leihgroßeltern stellen regelmäßig einmal pro Woche etwa zwei bis vier Stunden ihrer Zeit für eine Familie mit einem oder mehreren Kindern zur Verfügung. Das Projekt wird von der Stadt Düsseldorf (Amt für Soziales und Jugend) unterstützt und begleitet.

Kontakt
Maria Drue, Beate Röder und Veronika Kirberg
Leihoma und Leihopa
Bürgerhaus Bilk 
Bachstraße 145, Düsseldorf-Bilk
Tel. 0211.899 69 69

Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt

Früher war es üblicher als heute, dass Kinder den Teller vollständig leer essen mussten, unabhängig davon, ob man bereits satt war. Gerade für die Nachkriegsgeneration kann es befremdlich sein, dass Kinder nur so viel von den Mahlzeiten essen, wie sie möchten, oder dass sie Mahlzeiten sogar vollständig ablehnen. Spaghetti, Pizza und Pfannekuchen sind die einzigen drei Gerichte, die Max aktuell isst. Zu Hause wird dies akzeptiert, aber bei den Großeltern kommt es jedes Mal zum Eklat. Schlechte Stimmung. Essenszeit gleich Stresszeit. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt! Wer ist jetzt die strenge Generation? Die Unterschiede in den Erziehungsstilen lassen sich herleiten und erklären, können aber dennoch zu Spannungen führen. Heikel wird es besonders bei Themen wie Bildschirmzeit, Spielverhalten oder Ernährungsgewohnheiten. In solchen Fällen ist gute Kommunikation von entscheidender Bedeutung, um eine gemeinsame Basis für die Erziehung zu finden, denn die Großeltern-Enkel-Beziehung ist einzigartig.

Win-win für Enkel:innen und Großeltern

Die Beziehung zwischen Großeltern und Enkel:innen ist eine der schönsten und tiefsten Verbindungen innerhalb der Familie. Ärgerlich ist es, wenn aufgrund von unausgesprochenen Konflikten die Großeltern ihre Enkel:innen nur selten sehen. Die besondere Bindung zwischen Großeltern und Enkel:innen fördert ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit, das für die emotionale Entwicklung von Kindern entscheidend ist. Enkel:innen, die enge Beziehungen zu ihren Großeltern pflegen, verfügen häufig über ein höheres Selbstwertgefühl. Großeltern können als emotionale Anker fungieren, die den Enkel:innen in schwierigen Zeiten Stabilität bieten. Sie sind oft in der Lage, zuzuhören, ohne zu urteilen, was dazu beiträgt, dass die Kinder sich verstanden und akzeptiert fühlen. Umgekehrt profitieren Omas und Opas auch von dieser Beziehung: Sie bleiben jung und spüren, dass sie gebraucht werden. Die Älteren können den Kleinen Familienweisheiten weitergeben. Geheimnisse aus der Vergangenheit bergen unerwartete Kräfte. Glaubenssätze werden durch den engen Austausch der Generationen sichtbar und können hinterfragt werden. Großeltern bringen Erfahrung, Liebe und Fürsorge mit, während Eltern die Verantwortung für die Erziehung und das Wohl ihrer Kinder tragen. Denn die großen Entscheidungen für das Kind liegen immer bei den Eltern.

Im Mittelpunkt der Familie

Seit mehr als 20 Jahren informieren wir Eltern, Großeltern und alle, die mit Kindern leben oder arbeiten über Neuigkeiten aus der Region, Veranstaltungen, Themen, Tipps und Angebote. Wir entdecken die Stadt und ihre Umgebung auch immer wieder neu – das Entdeckte teilen wir gerne mit euch.

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