„Finn wurde mühsam sein Schnulli abgewöhnt. Die Schnuller-Fee kam und es gab ein teures Schnulli-Aufnimmerwiedersehen-Geschenk für den kleinen Finn. Der Prozess der Entwöhnung involvierte viel Herzschmerz, Tränen und Geduld der Eltern. Kurze Zeit nach dem Schnuller-Abschied übernachtet Finn mit seiner kleinen Schwester Marie bei der Oma. Wieder zu Hause fängt er plötzlich an, Maries Schnuller zu klauen und für sich zu benutzen. Ich habe gefragt, warum er das tue. ‚Bei Omi durfte ich immer mit Marie den Schnuller teilen.‘“
Erziehungsplan verschnullert
Wer hat schon einmal eine solche Situation erlebt? Die Großeltern durchkreuzen den Erziehungsplan, machen alles ganz anders oder trauen sich nichts zu. Um solche Konflikte zu entschärfen und eine harmonische Beziehung zu fördern, ist das Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Generationen essenziell. Die Rollen und Sichtweisen der jeweils anderen können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es um den Erziehungsstil geht, denn Erziehung ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Einflüsse. Während Eltern in der Regel die primären Erzieher:innen sind und sich häufig an modernen Erziehungsmethoden orientieren, pflegen manche Großeltern aufgrund ihrer Lebenserfahrung und der Unterschiede in den gesellschaftlichen Normen, in denen sie aufgewachsen sind, einen anderen Erziehungsstil. Ein wesentlicher Unterschied liegt meist in der Herangehensweise an Disziplin und Grenzen. Großeltern neigen dazu, eine sanftere, nachsichtige Haltung einzunehmen. Nehmen wir das Beispiel mit dem Schnuller. Die Eltern haben eine klare Haltung und vertreten klare Grenzen. Die Oma ist nachsichtig, verwöhnt das Enkelkind mit dem Schnuller und durchkreuzt aber gleichzeitig damit den Plan der Eltern. Die Frage stellt sich hier: Ist etwas an der Kommunikation falsch gelaufen? Wurde der Oma ausdrücklich erzählt, wie erleichtert man darüber ist, dass der Junge jetzt keinen Schnuller mehr braucht? Wie schwer der Weg dahin war? Hat die Großmutter eine Grenze überschritten oder war es ihr einfach nicht bewusst, dass mühsame Erziehungsarbeit dahintersteckte?
Spät ins Bett, Rhythmus weg
Ein anderes Thema, das gerne Diskussionen nach sich zieht, ist der Schlaf kleiner Kinder. Jedes Elternteil, ob jung oder alt, kann seine Weisheiten dazu teilen. Von Einschlafritualen bis hin zu Durchschlaferkenntnissen, die Herangehensweisen an das Thema Schlafen heute und damals weichen voneinander ab. Im Folgenden ein Beispiel aus dem Familienalltag der Familie Müller: Die Eltern haben klare Regeln für die Schlafenszeiten der Kinder, um einen geregelten Tagesablauf zu gewährleisten. Das ist auch ihrem eigenen, getakteten und stressigem Alltag geschuldet. Die Großeltern, beide in Rente, lassen die Kinder jedoch oft länger aufbleiben, weil sie möchten, dass die Kinder Spaß haben und sich wohlfühlen. Das führt zu Konflikten, weil die Eltern befürchten, dass die Kinder dadurch unausgeschlafen sind oder aus ihrem mühsam erarbeiteten Rhythmus ausbrechen. Wer muss sich anpassen, die Eltern oder die Großeltern? Die obigen Beispiele skizzieren, wie Großeltern, im Sinne der Harmonie, den konfliktbefreiten Weg wählen. Es kommt aber auch andersherum vor. Gelernte Disziplin und Gehorsam aus eigenen Kindheitstagen, zunächst weitergeben an die eigenen Kinder, kann aus Sicht der Großeltern auch für das Großwerden der Enkelkinder eine absolute Selbstverständlichkeit sein. Mag eine autoritäre Erziehung für die Großeltern der einzige logische Stil für der Umgang mit den Enkeln bedeuten, so kann diese Herangehensweise für die Eltern ein Dorn im Auge sein.