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Kinderschlaf – echte Entlastung für müde Eltern

Schlafen wie ein Baby? Von wegen. Mit Nachwuchs gehört die erholsame Nachtruhe oft erst einmal für längere Zeit der Vergangenheit an. Schlafmangel bei Eltern und Durchschlafprobleme bei den Kleinen können zur Belastungsprobe für Familien werden. Die Libelle hat mit Schlafexpertin Claudia Trinks über den Kinderschlaf und wirklich wertvolle Tipps für übernächtige Eltern gesprochen.

Kind liegt im Bett und guckt unter der Bettdecke hervor

Carolin Anselmann

29.10.2025

Lesezeit 4 Minuten

Frau Trinks, was braucht es grundlegend zum Einschlafen?

Am wichtigsten ist, dass wir uns an unserem Schlafplatz entspannen und sicher fühlen. Kinder benötigen dafür unsere Hilfe. Das eigene Bett bietet nicht automatisch Sicherheit, denn die Kleinen brauchen die Nähe zu ihren Bezugspersonen, um sich geborgen zu fühlen und zur Ruhe zu kommen.

Was ist Ihr Rat in Sachen Familienbett?

Für das erste Lebensjahr lautet die wissenschaftliche Empfehlung, dass Kinder im Zimmer der Eltern schlafen sollen. Dadurch wird das Risiko des plötzlichen Kindstods reduziert. Beachtet man einige Sicherheitshinweise, spricht nichts gegen das Familienbett. Es ist oft die einfachste Lösung und man muss auch keine Angst haben, dass die Kinder den Auszug ins eigene Bett oder Zimmer nicht schaffen. Als Alternative kann auch im Kinderzimmer eine große Schlaffläche für das Kind und ein Elternteil geschaffen werden.

Wie viel Schlaf brauchen Kinder in welchem Alter?

Der Schlafbedarf von Kindern ist sehr individuell, angeboren und nicht veränderbar. Es gibt zwar Tabellen zur Orientierung. Allerdings führen diese Richtwerte bei Eltern oft zu Verunsicherung, wenn das eigene Kind beispielsweise viel weniger schläft als in der Tabelle angegeben. Der Schlafbedarf eines Neugeborenen in 24 Stunden liegt im Schnitt bei 17 Stunden, bei einer Spannbreite von neun bis 19 Stunden. Wird der Schlafbedarf des Kindes überschätzt, kann das zu Ein- und Durchschlaf-Problemen führen.

Ab welchem Alter schlafen Kinder durch?

Diese Frage kommt auch in meinen Beratungen und Workshops sehr oft vor. Klar, denn häufig sind die Nächte mit einem Baby sehr unruhig und an Durchschlafen ist erst einmal gar nicht zu denken. Dass Babys nachts aufwachen, ist völlig normal und gesund. Sie wollen gestillt werden oder das Fläschchen bekommen. Und sie machen einen Sicherheitscheck, der evolutionär bedingt ist. Unsere Kleinen sind genauso programmiert wie Steinzeit-Babys: Es war lebenswichtig, am Körper eines Erwachsenen zu sein, um genug Nahrung zu bekommen, nicht auszukühlen oder gefressen zu werden. Regelmäßiges und dauerhaftes Durchschlafen ist in den ersten drei Lebensjahren daher eher die Ausnahme als die Regel.

Wie schlafen Familien am besten?

Es wäre schön, wenn ich darauf eine eindeutige und einfache Antwort geben könnte. Leider ist das nicht der Fall, denn jede Familie ist einzigartig. Wichtig ist, gemeinsam herauszufinden, was für alle am besten funktioniert und wie sich alle wohlfühlen.

Welche Rituale helfen Kindern, um gut in den Schlaf zu kommen?

Einem Baby genügt zum Einschlafen oft die Brust. Ein Kita-Kind möchte vielleicht ein Buch vorgelesen bekommen und kuscheln, ein Schulkind kann bei einem Hörspiel oder einem Gespräch zur Ruhe kommen. Eine immer
wiederkehrende Routine kann gerade jüngeren Kindern Orientierung geben und sie gut auf die Schlafenszeit vorbereiten. Nach einem langen Tag fällt es Kindern oft schwer, zu kooperieren. Da dürfen Eltern ihnen  entgegenkommen und den Tag für alle entspannt ausklingen lassen.

Und was sagen Sie zur Einschlaf-Begleitung?

Dafür gibt es von mir ein ganz klares Ja. Schlafen bedeutet für Kinder Trennung und mit einer liebevollen Einschlaf-Begleitung gibt man dem Kind Sicherheit und Geborgenheit und erleichtert den Übergang in den Schlaf. Dass Kinder nicht allein einschlafen wollen, ist ganz normal. Sie brauchen uns, um sich zu regulieren. Erst mit der Zeit und mit unserer Hilfe sind sie dazu in der Lage.

Porträt Claudia Trinks, im Hintergrund ein Getreidefeld

Expertin für Kinderschlaf

Claudia Trinks ist Kindheitspädagogin B.A. in der U3-Betreuung, ganzheitliche Baby- und Kinderschlafberaterin und Systemische Familienberaterin. Sie unterstützt Familien bei allen Fragen rund um ihr Herzensthema Baby- und Kinderschlaf. In der Elternschule des Evangelischen Krankenhauses Düsseldorf (EVK) und in Zusammenarbeit mit einigen Familienbildungsträgern in NRW bietet sie Kurse an.
Mehr Infos gibt es unter claudia-trinks.de und evk-duesseldorf.de

Warum macht Einschlaf-Begleitung manche Eltern wütend?

Der Alltag mit Kindern ist oft herausfordernd. Häufig nicht wegen der Kinder, sondern wegen der Aufgaben drumherum. Job, Haushalt, Einkauf und noch vieles mehr zu schaffen, ist für eine Familie ohne Unterstützung nur schwer zu leisten. Ein Großteil bleibt dann tagsüber einfach liegen. Wenn ein Elternteil einen anstrengenden Tag ohne einen Moment zum Durchatmen hatte, sind die Kräfte verbraucht. Viele Eltern haben auch den Anspruch, liegen gebliebene Aufgaben noch nach dem Ins-Bett- Bringen zu erledigen. Das alles kann zu Überforderung und Wut führen. Leider sind viele Familien heute oft auf sich allein gestellt und oft denken gerade Mamas, sie müssten alles ohne Hilfe schaffen.

Was raten Sie Eltern, die sich nicht einig sind?

Sie sollten sich Zeit nehmen, um offen miteinander zu sprechen. Warum ist mir zum Beispiel das Familienbett wichtig oder warum lehne ich es ab? Manchmal hat das mit der eigenen Kindheit zu tun. Es können auch diverse Ängste dahinterstecken. Schlafarrangements müssen nicht für immer sein. Und bei der Einschlaf-Begleitung darf auch jeder sein eigenes Ritual etablieren.

Was tun, wenn nichts funktioniert?

Ich empfehle Familien, sich Hilfe zu holen, wenn sie an ihre Grenzen kommen. Manchmal bedarf es gar nicht so viel: ein Blick von außen auf die Situation und vor allem jemanden, der zuhört, ohne zu bewerten.

Wo kann man sich Hilfe holen und wie kann diese aussehen?

Zunächst gilt es, gesundheitliche Gründe auszuschließen. Ist das der Fall, können Familien eine Beratung in Anspruch nehmen. Beispielsweise beim Verein für ganzheitlichen Baby- und Kinderschlaf, wo ich meine Ausbildung gemacht habe. In Düsseldorf gibt es mehrere Schlafberaterinnen, die ganzheitlich, bindungs- und bedürfnisorientiert arbeiten und sich ganz klar von Schlaftrainings distanzieren.

Was passiert bei einer Schlafberatung?

Die Eltern dürfen erst einmal erzählen und ich höre zu. Ein umfassendes Bild der Situation ist wichtig für mich. Dazu zählen der Schlafort und der Schlafbedarf, aber auch: Wird das Kind gestillt? Wie sieht der Alltag aus? Ich gebe einen Einblick in die Schlafentwicklung, je nach Alter des Kindes. Und ich zeige Wege auf, um die Situation zu erleichtern. Ich möchte Familien aufklären und stärken.

Das Gespräch führte Carolin Anselmann.

Cover des Buches Das Schlafbuch für die ganze Familie

 

Buch-Tipp

Die Pädagogin, Familienbegleiterin und Autorin Susanne Mierau weiß nicht nur, wie Babys und Kinder gut schlafen. Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse beschreibt sie auch, wie es heute um den Schlaf von Erwachsenen steht, wie Eltern nächtliches Schlafdefizit kompensieren, feinfühlig bleiben und die Schlafbedürfnisse aller unter einen Hut gebracht werden können.
Das Schlafbuch für die ganze Familie, Susanne Mierau, Beltz 2024, EUR 24

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