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In aller Ruhe

Stillen ist die natürlichste Form der Ernährung und die unmittelbare Fortsetzung der engen Bindung, die zwischen Mutter und Kind bereits im Mutterleib besteht. Trotzdem ist der Anfang, gerade beim ersten Kind, oft schwer. Eine Laktationsberaterin gibt Tipps für einen gelungenen Einstieg. Ganz wichtig dabei: Sich bloß nicht stressen lassen!

Illustration einer stillenden Mutter mit ihrem Baby

Aus der Redaktion

06.09.2022

Lesezeit 3 Minuten

Als meine kleine Tochter keine zwei Tage alt war und ich mit ihr – sie schrie aus Leibeskräften – über den Krankenhausflur in Richtung Frühstücksraum schob, kam sogleich eine Krankenschwester, sicher mit den besten Absichten, die mich ungefragt darauf hinwies, mein Kind habe Hunger und ich solle sie besser gleich anlegen. Ich nickte dankend und schob weiter, denn ich wusste, dass sie keinen Hunger hatte. Ich wusste, sie hatte gerade gut getrunken und wollte nun einfach schlafen, bekam nur noch nicht die Kurve. Im Frühstücksraum angekommen verging keine Minute und es war nichts mehr zu hören. Meine Tochter schlief satt und zufrieden, sicher für mehrere Stunden. Warum ich das so genau wusste? Sie war nicht mein erstes Kind und daher hatte ich etwas, das unbezahlbar ist fürs richtige Stillen: Ruhe und Sicherheit, dass ich mein Kind richtig einschätze, dass ich weiß, was gut für es ist und dass ich mich von niemandem durcheinanderbringen lasse. Wäre sie mein erstes Kind gewesen, hätte ich sofort verunsichert den Rückwärtsgang eingelegt und wäre in eine Endlosspirale von Stillen, Schreien, Stillen, Schreien und Erschöpfung geraten. Damit das Müttern, die stillen möchten, nicht passiert, habe ich Laktationsberaterin Andrea Kunze noch einmal um ihre wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Einstieg ins Stillen gebeten:

Nicht stressen lassen!

Gerade die Spirale der Verunsicherung ist es, die dazu führt, dass gar nichts läuft, vor allem keine Milch. Ist der emotionale Druck zu hoch, weil es doch jetzt bitte endlich klappen soll, blockiert der Körper und die Milchbildung kommt nicht in Gang. Daher ist es das Wichtigste, gelassen zu bleiben, auch wenn vielleicht nicht alles nach Wunsch und Ideal anläuft. Entspannt, mit der nötigen Zeit und in angenehmer Stillposition lässt sich alles viel besser angehen. Und entspannt läuft frau auch nicht so leicht Gefahr, überfordert von der neuen Situation und plötzlichen Mutterrolle in ein Loch von Überforderung und Hoffnungslosigkeit oder gar eine postnatale Depression zu fallen.

Tricks zur Milchbildung

Damit die Vorzeichen für das Stillen von Geburt an günstig sind, ist eines der zentralen Stichworte das Bonding. Mütter nach der Geburt von ihrem Baby zu trennen, war vorgestern. Baden, Anziehen und Fußabdruck-Nehmen – all das muss nicht in die ersten Lebensstunden gequetscht werden. „In den ersten 24 Stunden braucht das Kind nur eine Windel und den Körperkontakt mit seiner Mutter“, erläutert Laktationsberaterin Andrea Kunze. „Bindungsaufbau ist das A und O.“ Denn Körperkontakt und frühzeitiges Anlegen, bevor das Baby weint, kurbeln die Milchbildung an und „das sorgt generell für eine bessere Milchbildung auch für die nächsten Lebensmonate“, so Kunze.

Gutes Zeichen: pralle Windel

Wie oft das Neugeborene angelegt werden sollte, kann zur groben Orientierung in Zahlen festgehalten werden. „Man kann sagen, dass Babys in den ersten Wochen innerhalb von 24 Stunden zwölf Mal oder häufiger angelegt werden sollten“, nennt Kunze eine Größenordnung zur Orientierung. Aber auch Windeln sind eine gute Maßeinheit, denn wer den Tag hindurch immer wieder pralle Windeln wechselt, kann relativ beruhigt sagen, dass sein Baby richtig trinkt. Stillproben, also ein Wiegen des Kindes vor und nach dem Stillen, sind bei gesunden und voll ausgetragenen Kindern unnötig. „Sie verunsichern Mutter und Kind“, erklärt Kunze, „und Stress für die Mutter ist auch Stress für das Kind.“

Verwirrt oder nicht?

Will man den guten Stillstart nicht gefährden, ist gerade in der Frühphase eine gewisse Skepsis gegenüber anderen Saugangeboten angebracht. Jedes Kind ist anders. Manche blicken locker darüber hinweg, wenn ihnen Fläschchen oder Schnuller hingehalten werden und nehmen, was sie kriegen können. Andere lassen sich durch ein Überangebot verwirren und lehnen die Brust in der Folge ab. Ist man, warum auch immer, aufs Zufüttern angewiesen, kann Muttermilch dabei sein:. „Abgepumpte Milch kann per Löffel oder Becherchen angeboten werden“, empfiehlt Kunze, „oder mit einem speziellen Brusternährungsset.“ Mit letzterem ist man saugtechnisch in jedem Fall auf der sicheren Seite.

Doppelte Herausforderung

Mehrlingsgeburten sind eine andere Hausnummer. Wer hier stillt, sucht die Herausforderung. Mit Unterstützung und professioneller Hilfe lässt sich aber auch diese Hürde nehmen. „Die besten Chancen, dass es mit dem Stillen funktioniert, hat man mit einem voll ausgetragenen Zwillingspärchen und mit Ruhe,“ erklärt Kunze. Falls ein Kind oder die Kinder zunächst im Brutkasten liegen, ist es wichtig, die Milchproduktion durch regelmäßiges Abpumpen anzuregen. Denn es lohnt sich: „Jeder Tropfen Muttermilch ist wichtig für alle Kinder“, weiß Kunze.

Und was, wenn es trotz aller Mühen einfach nicht klappen will mit dem Stillen? Allzu lange grämen sollte frau sich jedenfalls nicht, denn auch ohne Stillen lässt sich eine liebevolle und enge Bindung zwischen Mutter und Kind aufbauen. So wie es zwischen Vätern und ihren Kindern schließlich auch funktioniert ...

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