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Ist aller Anfang schwer?

Der Start in die Schulzeit sollte Spaß machen und die Lust auf das Lernen befeuern und nicht dämpfen. Damit das gelingt, gibt es in vielen Schulen Konzepte für die ersten Jahre, die den Übergang vom Kindergarten in die Schule erleichtern. Dr. Michaela Hopf ist seit 2015 Professorin für Wissenschaft, Theorien und Forschungsmethoden in der Kindheitspädagogik im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf. Sie erklärt im Libelle-Interview, was für einen guten Start in die Schulzeit wirklich wichtig ist.

schwarz/weiß-Foto, Porträt von Dr. Michaela Hopf, Professorin für Wissenschaft, Theorien und Forschungsmethoden in der Kindheitspädagogik

Laura Rüther

31.08.2023

Lesezeit 2 Minuten

Gibt es eine Schulform, die Sie besonders empfehlen würden?

Meine Präferenz geht dahin, dass die jeweilige Schule individuell betrachtet und die Passung für das eigene Kind daraufhin eingeschätzt werden sollte. Der kritische Blick auf das öffentliche Schul- und Bildungssystem ist fast so alt wie die Schule selbst. Viele Regelschulen haben mittlerweile individualisierte Lehr-Lern-Konzepte adaptiert oder setzen die Schuleingangsstufe um. Auf der anderen Seite sind auch Reformschulen nicht alle gleich und auch nicht alle gleich gut. Egal für welche Schule sich Eltern entscheiden, wichtig ist, dass sie selbst dieser Schule und dem eigenen Kind das Vertrauen entgegenbringen, den Übergang und die damit verbundenen Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Woran merke ich, dass mein Kind gut bzw. nicht gut aufgehoben ist in einer Schule?

Mit dem Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule vollzieht sich ein bedeutsamer biografischer Übergang für das Kind, der aktiv bewältigt werden muss. Die Kinder müssen eine umfassende Anpassungsleistung erbringen und sich vom spielerischen, freien Lernen und Beschäftigen auf ein systematisches, formelles Lernen einstellen, das mit Kompetenz- und Leistungserwartungen und -bewertungen verbunden ist. Sie müssen sich daneben in ein neues System einleben, das durch andere Routinen und Rituale geprägt ist, sich integrieren und Freund:innen finden. Verschiedene empirische Studien belegen, dass dies wirklich einem Großteil der Kinder nach etwa einem halben Jahr gelingt, sie sich in der Schule zurechtfinden und wohlfühlen. Eltern sollten die mit dem Übergang verbundenen Herausforderungen nicht zu meiden versuchen. Die Anpassung im Rahmen von Übergängen benötigt Zeit. Wenn die Übergangsprobleme einmal wirklich nicht bewältigt werden können, kann dies ganz unterschiedliche Ursachen haben, für die durchaus auch die Schule, aber eben nicht nur diese verantwortlich sein muss.

Was tun Schulen, um Kindern den Einstieg in die Schulzeit zu erleichtern? Kennen Sie Modelle aus dem internationalen Umfeld, die sich (noch) mehr an den Forschungsergebnissen der Kindheitspädagogik anlehnen?

Innovative Grundschulmodelle zum Übergang von der Kita in die Grundschule gibt es auch in Deutschland. Bereits 1993 hat die Kultusministerkonferenz Empfehlungen zur Gestaltung der Schuleingangsstufe herausgegeben. Dort wird ein jahrgangsgemischtes Lernen für die ersten beiden Grundschuljahre empfohlen mit der Möglichkeit, diese Phase in ein bis drei Jahren zu durchlaufen. Auch sollten entsprechend mehr Einschulungstermine pro Jahr angeboten und alle schulpflichtigen Kinder gemeinsam eingeschult werden. Das heißt Rückstellungen und Sonderbeschulungen werden abgeschafft. Diese Möglichkeiten setzen ein deutlich flexibleres System, entsprechend ausgebildete Grundschullehrkräfte und Sozialpädagog:innen und angepasste Ressourcen voraus, um positiv wirken zu können. Ein auf das einzelne Kind angepasster Anfangsunterricht ist die Voraussetzung. Die Umsetzung in den Bundesländern ist höchst unterschiedlich und wird nirgends flächendeckend realisiert. Ähnliche Modellprojekte werden auch in der Schweiz umgesetzt.

Gerne wird aus Deutschland nach Skandinavien geblickt, wenn es um Bildung geht. Hier finden wir vor allem einen großen Unterschied: Schüler:innen werden hier bis zur neunten Jahrgangsstufe gemeinsam unterrichtet. Eine Selektion nach der vierten Klasse gibt es nicht. Auch eine Benotung findet zum Beispiel in Schweden erst deutlich später statt. Vergleichende Bewertungen und auf Selektion ausgerichteter Unterricht in den ersten vier Schuljahren sind bewiesenermaßen nicht dazu geeignet, Chancengerechtigkeit zu fördern, Interessenentwicklung, Kreativität sowie selbstständiges Lernen und soziale Kompetenzentwicklung in den Mittelpunkt zu stellen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Schule?

Ein attraktives Berufs- und Tätigkeitsfeld für Fachkräfte, eine spätere Einführung von Benotungen und eine an den Kinderrechten orientiere institutionelle Gestaltung, die eine flexible Schuleingangsstufe beinhaltet und die Lernausgangslagen der Kinder adaptiv aufgreift und ein individualisiertes, selbstständiges Lernen ermöglicht.

Das Gespräch führte Laura Rüther.

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