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Ab wann Kinder und Jugendliche digitale Medien nutzen sollten

Kinder wachsen mit digitalen Medien auf. Doch ab wann sollen sie diese nutzen dürfen? Antworten dazu von dem Erziehungswissenschaftler und Medienpädagogen Prof. Dr. Eik-Henning Tappe von der FH Münster.

Porträt von Dr. Eik Henning Tappe

Viola Gräfenstein

09.10.2025

Lesezeit 2 Minuten

Viele Kinder wachsen mit digitalen Medien auf. Ab wann sollten sie diese wirklich nutzen?

Zu digitalen Medien zählen mittlerweile nahezu alle Endgeräte – also auch digitale Hörspielboxen, die bereits ganz kleine Kinder nutzen. Angebote wie kindgerechte Hörspiele oder Musik sind daher in sehr frühem Alter völlig unproblematisch. Bei Videos sieht es anders aus: Hier fehlt es in den ersten Lebensjahren oft an der kognitiven Fähigkeit, Inhalte angemessen zu verarbeiten. Ab etwa drei oder vier Jahren können einfache, gut gestaltete Bewegtbildwelten kognitiv besser erfasst werden. Ab dem Grundschulalter kommen Heranwachsende dann auch vermehrt mit Social Media in Kontakt, wobei auch hier der Kontext entscheidend ist: Wird mit den Großeltern über die familiäre Chat-Gruppe gesprochen, werden Lernvideos geteilt oder handelt es sich um problematische, stark kommerzialisierte Inhalte? Hier braucht es stärkere Begleitung und klare Regularien. Deshalb kommt es weniger auf starr definierte Altersgrenzen an als auf den Kontext, die konkreten Inhalte und den individuellen Entwicklungsstand des Kindes.

Sie haben ein Positionspapier zum Thema Smartphoneverbot an Schulen mitverfasst. Was halten Sie von einem generellen Verbot?

Ein generelles Smartphoneverbot an weiterführenden Schulen betrifft Teilhabe, Chancengleichheit und die Medienerziehung. Smartphones sind Teil der Lebenswelt von Jugendlichen. Wenn wir sie einfach verbieten, ohne mit den Schülerinnen und Schülern über sinnvollen Umgang zu sprechen, verlagern wir Probleme, statt sie gemeinsam zu lösen. Wir verpassen die Chance, Regeln zusammen zu entwickeln, etwa: Wann darf das Handy im Unterricht eingesetzt werden? Wann ist es tabu? 

Wie können Smartphones im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden?

In weiterführenden Schulen gibt es durchaus sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel für Recherchen im Politik- oder Geschichtsunterricht. Dabei braucht es klare Regeln. In der Grundschule sehe ich aber noch keinen Bedarf, weder für Smartphones noch für Smartwatches. 

Viele Eltern geben ihrem Grundschulkind ein Smartphone oder eine Smartwatch für den Schulweg mit. Wie sehen Sie das?

Ich bin selbst Vater eines Grundschulkindes und verstehe das Bedürfnis nach Sicherheit. Doch wir müssen uns fragen, was wir den Kindern vermitteln, wenn wir ihnen ständige Erreichbarkeit abverlangen. Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Wenn sie früh daran gewöhnt werden, überwacht zu werden, kann das langfristig Auswirkungen auf ihr Verständnis von Autonomie und Selbstbestimmung haben. In Notfällen sind Grundschulkinder auch ohne Smartphone erreichbar: über das Schulsekretariat.

Was, wenn Eltern trotzdem digitale Geräte mitgeben möchten?

Dann sollten klare Regeln mit dem Kind vereinbart werden. Etwa bei einer Smartwatch: „Ich weiß, wo du bist, aber du darfst auch selbst entscheiden, wann du sie ausschaltest.“ Wichtig ist, gemeinsam zu besprechen, wer welche Daten bekommt und wie man mit der Technik umgeht. So fördern wir das Bewusstsein für digitale Medien und Eigenverantwortung.

Ab wann sollte Medienbildung mit digitalen Geräten stattfinden?

Medienbildung ab der Kita, spätestens ab der ersten Klasse. Kinder sollten lernen: Was sind Medien? Was heißt „digital“? Wie funktionieren Daten, und welche Daten gebe ich selbst preis? Später kommen Bildwelten dazu: Wie beeinflussen mich Bilder? Wie kann ich selbst welche gestalten? Ziel ist es, ein Verständnis für mediale Mechanismen zu entwickeln und eigene Kompetenzen zu stärken und das immer angepasst an den Entwicklungsstand.

Was verstehen Sie unter Medienkompetenz bei Kindern?

Medienkompetenz bedeutet für mich mehr als technische Fähigkeiten. Kinder sollen sich medial ausdrücken können, ihre Umwelt reflektieren und erkennen, was ihnen guttut. Sie sollen eigene Grenzen setzen, sich in der digitalen Welt sicher bewegen können und ein Gespür für Risiken und Chancen entwickeln. Wichtig ist eine kommunikative Kompetenz, also: teilnehmen, gestalten und verantwortungsvoll handeln.

Das Gespräch führte Viola Gräfenstein.

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