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Großeltern vervollständigen die Familie

Die Redewendung „zu Großmutters Zeiten“ symbolisiert eine weit zurückliegende Vergangenheit und zugleich, wenn vielleicht auch ein bisschen verstaubt, die anheimelnd gute alte Zeit. Denkt man an die Großeltern von anno dazumal, erscheint im Kopf das Bild älterer Herrschaften, wie man sie von nostalgischen Familienablichtungen kennt, Respektpersonen mit einem festen Platz in der Familie und im Haushalt.

Großvater mit Enkelin in der Natur

Andrea Vogelgesang

01.03.2022

Lesezeit 3 Minuten

Gelockerte Familienbande in den 1970ern

In der Nachkriegszeit hat sich dann viel verändert: Vater Mutter, Kind(er) wurden zum üblichen Familienmodell, insbesondere in den kleinen Stadtwohnungen. Oma und Opa sah man nur noch an Sonn- und Feiertagen. Noch dazu machten generationsübergreifende Konflikte nach dem Wandel des bürgerlichen Familienverständnisses in den 1970er-Jahren solche Treffen oft nicht unproblematisch. Die Emanzipationsbewegung mit einhergehendem Bedeutungswandel von Paarbeziehung und Ehe und der Zunahme von Scheidungen prallte auf traditionelle Ansichten. Überholte Erziehungstipps standen gegen neueste Erkenntnisse der Psychologie. Und mangelndes gegenseitiges Verständnis lockerte Familienbande, manchmal bis hin zur Beziehungslosigkeit.

Heute: Junggebliebe Großeltern

Seitdem hat sich wieder ganz viel getan. Nicht nur das Verhältnis zu den Großeltern hat sich gewandelt, sondern auch ihr eigener Lebensplan: Omas von heute geben schon rein äußerlich ein komplett anderes Bild ab als ihre Vorgängerinnen. Sie bieten oft eine jugendlich-frauliche Erscheinung und viele stehen noch voll im Berufsleben, wenn sich das erste Enkelkind ankündigt. Sind sie in Rente, verwirklichen sie gern ihre Lebens- oder Reiseträume. Junge Familien dagegen sind mobil, leben sehr häufig in anderen Städten als die Großeltern, sodass eine Oma, die drei Mal in der Woche für die Kinder kocht und auch sonst einiges im Haushalt wuppt, bis Mama spätnachmittags von der Arbeit kommt, zur Ausnahme geworden ist. Seit den 1970er-Jahren kamen als Ersatz für diese Aufgabe immer mehr die Tagesmütter auf den Plan, aus denen sich bis heute die Kindertagespflege entwickelt hat.

Wie sagt ihr?

Die prosaische Ansprache Großmutter benutzt heute kaum jemand, gängig sind dagegen Oma und Opa, Namen, die ihren Ursprung im Englischen haben von „older“ Mama and „older“ Papa. Altmodisch klingt das so: Omama und Opapa. Aani oder Naani für die Großmütter und die Großväter als Eni oder Neni sind die Schweizer Variante, da klingt der Ahne durch.

Wichtige Bezugsperson

Auch, wenn die Groß-Familie nicht mehr über den Alltag selbstverständlich miteinander verknüpft ist und der Kontakt eher in den Bereich der Freizeit fällt: Unverändert scheint bis heute die Bedeutung der Großeltern, die für die Kinder in der Regel zu den wichtigsten familiären Bezugspersonen gehören, mit ihrem Vertrauen, ihrer Liebe und Begeisterung. Sie schaffen eine erweiterte Familienhülle und gleichzeitig herrschen ein bisschen andere Regeln als zu Hause: „Bei Oma und Opa darf ich viel mehr: Süßigkeiten essen und fernsehen, sie haben immer Zeit, Geschichten vorzulesen, zu kuscheln und mir immer mein Lieblingsessen zu kochen. Bei ihnen bin ich eine Prinzessin“, erzählt die zehnjährige Ava.

Gegenseitiger Respekt

Basis für ein gutes Gelingen zwischen den Generationen ist allerdings ein respektvoller Umgang. Ignorieren Oma und Opa allzu sehr die Regeln, die zu Hause gelten, reagieren Eltern durchaus empfindlich, besonders auch dann, wenn Ratschläge der Großeltern gar übergriffig werden und sie sich zu sehr einmischen: „Sie haben definitiv nicht die Aufgabe, Eltern zu erklären, wie sie sich verhalten sollten“, kommentiert der bekannte Autor Michael Winterhoff und fährt fort: „Damit sprechen sie Vater und Mutter ihre Eigenverantwortung ab. Werden sogar andere Erziehungsmethoden übergestülpt – zum Beispiel dem Enkelkind alles zu erlauben, was zu Hause verboten ist, kann je nach Situation sogar auch mal eine Kontaktpause angebracht sein. Eine fragende Haltung hingegen und Unterstützung auf der Basis eines Konsens sind eine willkommene und hilfreiche Variante“, führt der Kinder- und Jugendpsychiater aus.

Eine Oma leihen

Was tun, wenn die Großeltern nicht in der Nähe wohnen oder man keine (mehr) hat? Vom Angebot „Leihoma und Leihopa“ können beide Seiten profitieren: Ältere Menschen bleiben in Kontakt zu jungen Menschen und schenken wiederum Zeit, geben Erfahrungen weiter und entlasten im Alltag. Der Austausch und die Begegnungen zwischen den Generationen ist für alle wohltuend.

Erweiterter Radius

Die Pädagogikprofessorin Roswitha Sommer-Himmel aus Nürnberg bringt noch einen anderen wichtigen Aspekt ins Spiel. Sie thematisiert in einem Zeitungsinterview, dass Großeltern nicht nur ein emotionales Nest böten, sondern der Nachwuchs über den Kontakt zur älteren Generation auch eine Form der Geschichtlichkeit erlebe. So zum Beispiel, dass Oma und Opa in ihrer Kindheit ganz anders lebten, dass es vieles noch nicht gab, zum Beispiel den Fernseher, ganz zu schweigen von Smartphones und anderen technischen Mitteln der Gegenwart. Oder sie erzählen von Mama und Papa, als diese selbst klein waren. So eröffnen die Großeltern Kindern eine Welt über die persönliche Beziehungsebene hinaus. Sie lieben es, etwas über historische Ereignisse aus direkter Hand zu erfahren. Die Großeltern werden sozusagen zu einem lebendigen Geschichtsbuch, wenn sie von der Nachkriegszeit, dem Mauerfall oder was auch immer, mit eigenen Erlebnissen verknüpft, berichten.

Im Mittelpunkt der Familie

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