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Hört auf zu streiten! Der ewige Kampf zwischen Geschwistern

Die Psychologin Regine Küster erklärt uns, dass Geschwister sich ziemlich oft zoffen, und dass dies – Spoiler! – ganz normal ist. Hier sind zehn Tipps, die Eltern helfen, die jahrelange Streiterei im Rahmen des Erträglichen zu halten und möglichst gelassen zu begleiten.

Tanja Römmer-Collmann

17.02.2022

Lesezeit 3 Minuten

1. So ist es nun mal: lebenslange Rivalität

Bruder oder Schwester sind der oder die ewige Rival*in. „Das Geschwister sich streiten, ist ein universelles Merkmal, das wir weltweit in allen Kulturen beobachten können“, erklärt Regine Küster, „denn es ist ganz normal, dass Kinder das Bedürfnis haben, sich voneinander abzugrenzen, um ihre eigene Identität zu entwickeln.“ Bei jüngeren Kindern sei ein geschwisterlicher Streit alle zehn Minuten völlig normal, weiß die Psychologin. „Eltern kommt das oft viel zu häufig vor – aber das ist absolut im Rahmen!“ Auch schon mal beruhigend, oder?

2. Gut zu wissen: die größten Zankhähne

Geschwister, die vom Alter her nicht mehr als zwei Jahre auseinander sind, zanken sich öfter, als wenn der Altersabstand größer ist. Dabei seien zwei Jungs häufig etwas aggressiver als zwei Mädchen und bei den gemischten Paarungen laufe es vergleichsweise friedlicher, erklärt Küster. Interessant: Zwillinge, die getrennt aufwachsen, entwickeln sich einander ähnlicher – weil die bewusste Abgrenzung voneinander  entfällt! Und ab acht Jahren Altersunterschied spricht man von zwei „Einzelkindern“.

3. Und selbst? Die eigene Streitkultur

Regine Küster ermuntert Eltern, sich an die eigene Kindheit und Jugend zu erinnern. Wie war das mit der großen Schwester? Sicher auch nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen – und trotzdem liebt man sich. Auch die Streitkultur zwischen den Eltern färbt natürlich auf die Kinder ab. „Wie in vielen anderen Dingen sind die Eltern natürlich auch beim Streiten das Vorbild, nach dem Kinder sich richten“, erklärt Küster. Also sich ruhig auch mal an die eigene Nase packen ...

„Sehen wir die nervigen Streitereien (also) als das, was sie sind: eine gute Schule fürs Leben!“

Regine Küster

4. Bloß nicht! Die Vergleichsfalle

„Elterliches Verhalten hat großen Einfluss darauf, wie oft und heftig Geschwister aneinandergeraten“, führt Regine Küster aus. „Vergleiche und leichthin gesagtes Lob können das jeweils andere Kind verunsichern.“ Also nicht: „Du schaukelst viel höher als dein Bruder“ oder „Was für ein tolles Bild!“, sondern lieber „Ich sehe, wie viel Freude dir das Schaukeln macht!“ und „Hat dir das Malen Spaß gemacht?" Küster sagt: „Unsere Gesellschaft ist sehr auf Leistung bezogen. Eltern sollten versuchen, den Blick auf individuelle Fortschritte, Interessen und Bedürfnisse zu lenken.“

5. Nicht den Richter oder die Richterin spielen!

Auch wenn Kinder gern vermeintliche Gerechtigkeit einfordern mit „Die hat aber angefangen“, bringt ein solches Aufrollen des Streits kaum mehr Frieden – im Gegenteil, die Kinder versuchen dann verstärkt, den Erwachsenen „auf ihre Seite“ zu ziehen und das Zankfeld doch noch als „Sieger:in“ zu verlassen. „Besser ist, beiden Seiten ihre Gefühle und Bedürfnisse zuzugestehen“, erklärt die Psychologin. So verstehen Kinder, dass Gefühle wie Ärger, Wut, Eifersucht nichts Schlechtes sind und bei jeder und jedem einmal vorkommen.

6. Familienrat: Streitregeln aufstellen

„Ihre Streitregeln sollten Familien klar definieren“, schlägt Küster vor. Und zwar in einer ruhigen Minute und nicht im Eifer des Gefechts, wenn emotional keiner der Streithähne in der Lage ist zuzuhören. Nicht wehtun, nicht schubsen, nicht kneifen, nicht hauen, nichts kaputt machen, keine Schimpfworte ... Wohin dann aber mit der Wut? „Kinder können beispielsweise ins Kissen hauen oder brüllen, ein Papier zerknüllen oder anders ihre Wut kanalisieren", sagt Küster und stellt die „Wutrakete“ vor: Mit den Füßen stampfen und die Wut aus dem Zimmer zischen lassen.

7. Das leidige Thema Petzen

„Petzen bedeutet, jemanden zum eigenen Vorteil anzuschwärzen“, definiert Regine Küster. Dahinter stehe der Wunsch nach Rache, Macht und/oder Aufmerksamkeit. Eltern reagieren am besten mit einem unaufgeregten, freundlichen Dank für die Information, ohne das petzende Kind zu tadeln. „Anders ist es, wenn das Kind auf eine akute Gefahr hinweist“, erklärt Küster. Spielt nämlich der „Verpetzte“ beispielsweise mit dem Feuerzeug, sei das kein Petzen mehr, sondern völlig berechtigtes Hilfeholen.

Frau mit Hund, Regine Küster, Porträt

Regine Küster

Regine Küster (41) ist Diplom-Psychologin und arbeitet seit 15 Jahren in der städtischen Jugend- und Elternberatung. Bei ihrer Arbeit als systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin wird sie begleitet von Retrieverhündin Luna.

8. Immer hilfreich: Zuwendung und Vertrauen

Wenn Eltern jedem einzelnen ihrer Kinder regelmäßig kleine, exklusive Zeiten schenken, mindert das den geschwisterlichen Konkurrenzdruck. „Das Kind tankt elterliche Zuwendung auf und ist weniger streitlustig“, führt Küster aus. Auch helfe es häufig, sich so lange wie möglich aus einem sich anbahnenden Streit zum Bespiel um bestimmte Stifte oder Spielzeugteile herauszuhalten – so haben die Kinder die Chance, die strittige Situation selbst zu meistern und trainieren ihre Konfliktfähigkeit.

9. Kluge Kompromisse leben

„Für einen Kompromiss ist es wichtig, dass jedes Kind angehört und seine Gefühle zu dem Streitthema ernst genommen werden“, erklärt Regine Küster. Wenn man dann zum Beispiel vereinbare, dass die Kinder den Autoteppich tageweise abwechselnd bespielen, benötige das zurückstehende Kind bei Bedarf Trost: „Ich verstehe, dass es traurig für dich ist, heute nur zuschauen zu dürfen“, können Eltern ihm helfen, seine Gefühle zuzulassen und einzuordnen. Im Idealfall lassen die Kinder sich dann bald wieder gegenseitig mitspielen.

10. Und wenn keiner mehr zankt?

„Wenn Kinder nie streiten, kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Eltern emotional gar nicht mehr zur Verfügung stehen“, befürchtet Regine Küster und weist nochmals auf die Wichtigkeit der geschwisterlichen Zankereien hin: „Kinder streiten ja nicht, um die Eltern zu ärgern. Sondern der Streit ist für sie ein Übungsfeld, auf dem sie trainieren, mit Konflikten umzugehen. Einzelkinder lernen das auch – aber bei ihnen haben das die Eltern nicht so in der Hand.“ Sehen wir die nervigen Streitereien also als das, was sie sind: eine gute Schule fürs Leben!

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