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Prost, Schwestern!

Am 8. März ist Weltfrauentag. „Da können wir ja was zu machen, oder?“ Ja, doch, klar. Die Frage ist nur, was.

Vektor-Illustration, verschiedene Frauenstehennebeneinander

Juliane Faller

06.03.2024

Lesezeit 3 Minuten

Ganz ehrlich? Ich persönlich fühle mich von dem Thema inzwischen regelrecht angeödet. Hat es doch auch in meinem vergangenen Leben als Redakteurin bei einem Magazin für Frauenrechte nicht wirklich irgendwo hin geführt, sich tagtäglich in ausschweifenden politischen Debatten über das Patriarchat auszulassen. Aber es hilft nichts: Wir sollten etwas zu dem Thema machen. Also ich. Die Kollegin verweist auf die neusten Diskussionen um das Thema Mansplaining. Da hat diese Profi-Golferin sich während des Trainings von einem Laien erklären lassen müssen, wie so ein Aufschlag beim Golf wirklich funktioniert, und daraus dann ein TikTok-Video gemacht. Mh ja, gute Idee – Mansplainig: Das kennen wir doch alle, oder? Also her mit euren Geschichten, rief ich auf verschiedenen Social-Media-Kanälen, aber kaum eine wollte mir eine schöne Story liefern.

Mansplaining

Aber erst mal langsam. Was heißt das eigentlich, Mansplaining? Ein Mann erklärt einer Frau die Welt oder vielleicht auch nur ein bisschen davon. Dabei ist es überhaupt nicht entscheidend, wie viel die Gute zu dem Thema eventuell weiß oder selber zu sagen hätte, solange der Mann sein Narrativ fortführen kann. Im Video der Profi-Golferin ist das sehr anschaulich auf den Punkt gebracht. Er gibt ihr ungefragt einen guten Tipp, sie versucht ihm zu erklären, was sie mit ihrer Technik bezwecken möchte, aber dafür hat er kein offenes Ohr, da er zu sehr damit beschäftigt ist darzustellen, wie lange er schon Golf spielt und warum sie auf ihn hören sollte. Tja, und nun wollte ich euch hier also die tollsten Geschichten aus meinem Bekanntenkreis vorstellen. Das Problem ist aber: Mansplaining ist so sehr Teil des Alltags von uns Frauen, dass die meisten sich scheuen, jetzt mal ordentlich auszupacken. Und warum? Weil wir unseren Schwiegervater, Mann oder Chef eben nicht vor den Kopf stoßen wollen. Weil wir gerne bereit sind, lächelnd darüber hinwegzugehen und hinzunehmen, dass unser Gegenüber denkt, etwas besser zu wissen, ohne dass wir ihn eines Besseren belehren.

Geschlechtergerechtigkeit 

Mir persönlich ist es manchmal einfach zu anstrengend, darüber nachzudenken, ob etwas geschlechtergerecht ist oder nicht. Zumal ich denke, dass ich ja nicht einmal beurteilen kann, wie meine und die Welt an sich aussehen würde, wenn wir alle schon in einer geschlechtergerechten Welt aufgewachsen wären. Im Grunde schrauben wir also alle mit einem unvollständigen Werkzeugsatz an dem Thema herum. Fakt ist: Unsere Welt ist im Jahr 2024 noch immer eine Welt, die auf Männer ausgelegt ist. Männer verdienen mehr Geld, Gesundheitsforschung stellt nach wie vor den Mann und seine Interessen in den Mittelpunkt und paritätische Partnerschaft funktioniert immer nur genau so lange, wie es für alle Beteiligten eine bequeme Lösung ist, die nicht zu große Verluste einfährt. Aber hey – im weltweiten Vergleich geht es uns ja hervorragend. Eine Beschwerde auf hohem Niveau also? Zumindest sollten wir der Männerwelt zugestehen, dass sie es auch nicht immer leicht hat und es in ihr auch ganz viele Beispiele von reflektierten, anders Denkenden gibt, die sich in einer Mansplaining-Situation, wie der der Golferin aus dem Schatten der Gleichgültigkeit lösen und einen Satz sagen wie „Im Namen aller Männer dieser Welt, möchte ich mich in aller Form für dieses Verhalten entschuldigen.“ 

Sei nett zu dir

Fakt ist aber auch noch immer: Sobald eine Frau ein bisschen mehr das Ruder übernimmt, sei es in den eigenen vier Wänden oder im beruflichen Kontext, wird sie schnell anders bewertet als ein Mann, der sich genauso verhält. Ist sie jung, kommt sie dadurch zickig rüber. Ist sie über 40, als Emanze. Und dann sind da noch allerlei andere Dinge, die eine Frau offenbar dazu zwingen, nicht Herrin ihrer Sinne zu sein. Dann hat sie vielleicht mal ihre Hormone nicht im Griff, ist überarbeitet oder sollte sich einfach mal entspannen. Eins ist sie aber in jedem Fall: bewertet. Und zwar nicht nur von Männern, sondern vor allem auch von anderen Frauen. Und nicht zuletzt von sich selbst, denn Frauen sind sich auch selbst gegenüber nicht die gute Freundin, die wir alle brauchen. Deshalb lasst uns doch den Frauentag mal dazu nutzen zu überlegen, wie wir Frauen einander und uns selbst gegenüber ein bisschen weniger wertend begegnen könnten. Dafür ein bisschen mehr solidarisch und unterstützend, anstatt den Männern die alleinige Verantwortung für mehr Achtsamkeit in der alltäglichen Kommunikation mit Frauen zu übertragen. Und jetzt: Hoch die Tassen! Feiert euch, Schwestern!

Text: Juliane Faller, Pia Arras-Pretzler

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