Da ich selbst wenig über den Stadtteil wusste, habe ich mir ortskundige Unterstützung geholt. Johanna ist eine waschechte Elleranerin – schon ihre Großeltern kamen aus dem Veedel, sie selbst ist hier geboren, aufgewachsen und schließlich mit ihrer eigenen kleinen Familie in ein Haus neben dem Elternhaus gezogen. So läuft das hier häufiger, erzählt sie: Viele übernehmen irgendwann die Häuser ihrer Eltern. Familienfreundlich, bezahlbar, alles da – warum also woanders wohnen?
Wahrzeichen Schloss Eller
Wir treffen uns – natürlich – am Schloss Eller. Das schmucke Gebäude mit seiner langen Geschichte und dem wunderschönen Schlosspark ist das Wahrzeichen des Viertels. Im 12. Jahrhundert lebte hier das Rittergeschlecht der Herren von Eller – quasi die Stadtteilgründer. Von der ursprünglichen Wasserburg ist heute nur noch ein Turm erhalten, der den Kern des Schlosses bildet. Dieser Turm hat alle Umbauten und Besitzerwechsel über die Jahrhunderte überdauert. Das einst weit vor den Toren Düsseldorfs gelegene Anwesen liegt heute mitten im urbanen Raum, eingegrenzt von Bahntrasse, Autobahn und den großen Ausfallstraßen. Eine grüne Insel mit Spielplätzen, weitläufigen Wiesen und alten Bäumen – im Prinzip kann man von hier bis in den Eller Forst durchlaufen, erzählt Johanna. Da Eller aber nicht nur aus seinem Wahrzeichen besteht, verlassen wir das Schlossgelände über die Brücke über den Eselsbach und laufen zum Vierkanthof gleich nebenan. Der versorgte früher das Schloss mit frischen Lebensmitteln – heute gibt’s hier vor allem Hühner und einen Hofladen für die kleine Stadtflucht zwischendurch. Veranstaltungen wie Ostereiersuchen und kleine Events machen den Hof zu einem lebendigen Treffpunkt. Und: Der Kaffee zum Mitnehmen ist richtig gut. Ziemlich direkt daneben liegt der Skatepark – und der hat es in sich: 3800 Quadratmeter Rampen, Rails und Betonwellen machen ihn zum größten Skatepark Deutschlands. Hier treffen sich Skater, Inliner und BMX-Fahrer aus ganz Düsseldorf .
Bunter Architektur-Mix
Aus dem grünen Teil des Stadtviertels hinaus geht’s über die Schlossallee – die nur auf dem Papier königlich klingt – Richtung Alt-Eller. Plattenbauten, sanierte Altbauten, moderne Siedlungen, Einfamilienhäuser – alles bunt gemixt. Auch in der Gumbertstraße, Ellers Einkaufsstraße, zeigt sich eine ähnliche Mischung: Hier reiht sich Kik an Ein-Euro-Shop, dazwischen Leerstand, aber auch der ein oder andere inhabergeführte Traditionsladen wie Walgenbach Elektro-Hausgeräte, die Reiseagentur „Alt & Jung“ oder Metzger Schoiber, bekannt für seine hausgemachte Blutwurst und Pferdefleischwurst. Die Einkaufsstraße mündet in den Gertrudisplatz. Im Zentrum von Eller kommt Kleinstadtgefühl auf. Zwischen der imposanten Gertrudiskirche, Eisdielen, Wochenmarkt und dem historischen Rathaus herrscht reges Treiben – besonders an Markttagen, wenn fünfmal die Woche frisches Gemüse und Alltagsplaudereien angeboten werden.
Lieblingsort: Tante-Elli
Hinter der Kirche zeigt mir Johanna noch einen Ort, der ihr besonders am Herzen liegt: den Tante-Elli-Laden. Ein Sozialkaufhaus, das von der Gemeinde – und ihrem Vater – ehrenamtlich betrieben wird. Hier gibt’s Lebensmittel und Alltagsartikel zu kleinen Preisen für Menschen, die Unterstützung brauchen. Gelebte Nachbarschaft, wie sie besser nicht sein könnte. Auf unserer Runde haben wir eines ausgelassen, da ich dazu noch einmal mit meinen Kindern gekommen bin: den Abenteuerspielplatz Eller. Einfach grandios – und ein echter Freiraum für Kinder, die gerne Action haben und sich ausprobieren möchten. Hier können sie in einer waldähnlichen Umgebung spielen, Flöße bauen, Tiere füttern und sogar an einer eigenen Hütte werkeln. Die Kinder haben dort so viel Zeit verbracht, dass wir es nicht mehr zum Minigolfspielen in die Krippstraße geschafft haben. Wir werden also sicher bald noch mal nach Eller kommen. Eller ist vielleicht nicht das nächste Düsseldorfer Szeneviertel – aber definitiv ein Stadtteil mit Herz. Bodenständig, bunt, mit Geschichte und Platz für Neues. Wo Plattenbau auf Schloss trifft, Skatepark auf Adelssitz und Alteingesessene auf Zugezogene.