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Zurück in die Selbstwirksamkeit

Wir haben mit Jutta Rechter, geschäftsführende Vorstehende von KiND VaMV Düsseldorf e. V., und Lisa Graf, Fachberatung im Fachbereich Ein-Eltern-Familien/Familientreff über das Leben von Ein-Eltern-Familien und die Arbeit des Vereins gesprochen.

Porträts von Jutta Rechter Lisa Graf  vom KiND VaMV Düsseldorf e. V.

Juliane Faller

15.05.2024

Lesezeit 3 Minuten

Was genau ist KiND VaMV Düsseldorf e. V.?

Der Verein ist vor über 40 Jahren aus der Selbsthilfe heraus entstanden. Die Zeiten haben sich seitdem enorm verändert. Damals gab es noch keinen Anspruch auf eine Betreuung und die Frauen schlossen sich zusammen und trafen sich hier zum gemeinsamen Kochen und zum Austausch. Heute ist diese Selbsthilfe durch die frühere Berufstätigkeit zurückgegangen und der Verein organisiert sich in die folgenden drei Bereiche: Kindertagespflege, Ein-Eltern-Familien/Familientreff und den familienunterstützende Dienst. Alle Bereiche sind miteinander verknüpft und arbeiten eng zusammen.

Was genau leistet der Verein für Ein-Eltern-Familien?

Die Fachbereiche Kindertagespflege betreut und berät Kindertagespflegepersonen, der familienunterstützende Dienst vermittelt staatlich anerkannte Familienpfleger:innen und Honorarkräfte an hilfesuchende Familien. Beide Bereiche erkennen Bedarfe von Ein-Eltern-Familien und entwickeln Problemlösestrategien. Der Fachbereich Ein-Eltern-Familien bietet Vernetzungstreffen vor Ort mit und ohne Kinder und auch Vernetzungstreffen online an. Zudem gibt es Infoveranstaltungen, zum Beispiel zu rechtlichen Fragen, und Fortbildungsveranstaltungen zu Erziehungsthemen. Außerdem gibt es eine kostenfreie Einzelberatung, in der es um sehr individuelle Themen wie Scheidung, Sorgerecht oder Umgangsregelungen und Konfliktberatung geht.

Was sind die größten Herausforderungen für Ein-Eltern-Familien?

Zunächst ist die größte Herausforderung, dass man sich in der akuten Situation der Trennung häufig in einer emotional schwierigen Situation befindet, in der die Betroffenen nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen. In der Situation mit Kindern befinden sie sich dann aber in einer Lage, in der sie einfach funktionieren müssen, und sich nicht dieser Emotionalität hingeben können, was es aber vielleicht bräuchte, um mit der Situation abzuschließen. Außerdem ist die neue Organisation des Lebens natürlich eine enorme Herausforderung. Also: Wie möchten wir weitermachen und passt das noch, zum Beispiel mit den Finanzen? Weiterhin ist eine große Herausforderung die Sicherstellung der kontinuierlich gewährleisteten Betreuung der Kinder. 

Titelbild der Broschüre „Alleinerziehend – Tipps und Informationen“, schwarz/weiß-Foto von einer Mutter mit Kind am Strand, Gestaltung rot/weiß

Typische Konflikte

Bei einer Trennung sind in der Regel verletzte Gefühle im Spiel, die innerhalb der Beziehung nicht gelöst werden konnten, sonst bliebe das Paar ja zusammen. Was einst als große Liebe begann, mündet am Ende vielleicht in Unversöhnlichkeit, und so manches Paar würde sich am liebsten nie mehr sehen müssen. Doch was tun, wenn gemeinsame Kinder im Spiel sind? Das Umgangsrecht ist neben der finanziellen Auseinandersetzung einer der strittigsten Punkte, wenn Eltern sich scheiden lassen. Kinder haben aber ein Recht darauf, ihr Leben mit beiden Elternteilen zu verbringen. Der Kontakt muss also gehalten und nachhaltig positiv gestaltet werden. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VaMV) hält zahlreiche Broschüren für Ein-Eltern-Familien vor. Das Taschenbuch Alleinerziehend – Tipps und Informationen und der Wegweiser, wie Eltern den Umgang nach Trennung und Scheidung an den Bedürfnissen der Kinder orientieren können, gelten als Bestseller.

Was brauchen Ein-Eltern-Familien besonders dringend?

Am dringendsten brauchen Ein-Eltern-Familien Sicherheit. Eltern, die bei uns anrufen, um einen Beratungstermin zu vereinbaren, sind häufig nicht in ihrer Selbstwirksamkeit und Energie so da. Sie haben das Gefühl, sich in einer starken Abhängigkeit von einem funktionierenden System, bestehend aus kontinuierlicher Kinderbetreuung und flexiblen Arbeitszeiten, zu befinden, ohne selbst Entscheidungen treffen zu können. In dieser komplexen Situation müssen Ein-Eltern-Familien in das Bewusstsein der Selbstwirksamkeit zurückfinden und sich klarmachen, dass sie nicht ausgeliefert sind, sondern sehr wohl selbst Entscheidungen treffen können. Dafür müssen sie sich von alten Familienstrukturen lösen, neue Wege finden und loslassen. 

Was genau meinen Sie mit loslassen?

Häufig tun zum Beispiel, je nach Situation, vor allem Mütter sehr viel dafür, dass sich der Vater weiter um das Kind kümmert. An dieser Stelle ist es wichtig, dass das eine Elternteil dem anderen da den Raum gibt, auf die eigene Weise zu agieren. Denn jeder ist selbst für die eigene Beziehung zum Kind verantwortlich. 

Wie kann ich meinem Kind helfen, in der neuen Situation zurechtzukommen?

Es ist wichtig, offen mit Kindern über die Situation zu sprechen. Natürlich ihrem Alter entsprechend. Wichtig ist es, aus solchen Gesprächen den Konflikt mit dem anderen Elternteil herauszuhalten. Gleichzeitig sollte man sich vor Augen führen, dass unsere Gesellschaft eine „vollständige“ Familie, bestehend aus Mutter, Vater, Kind, noch immer als Ideal darstellt. Hier gilt es, Vorurteile abzubauen. Dies kann unter anderem durch achtsam ausgewählte Kinderbücher zu diesem Thema geschehen. Ein Austausch mit anderen Kindern in einer ähnlichen Situation kann ebenfalls hilfreich sein. 

Gibt es da spezielle Angebote für Kinder aus Ein-Eltern-Familien?

Ja, in Düsseldorf gibt es da das Angebot der Tusch-Gruppe. Das ist eine Trennungs- und Scheidungsgruppe für Kinder. Dort kann man sich sehr gut hinwenden, wenn das Kind Redebedarf hat. Oft fällt es einem Kind leichter, in einer neutralen Gruppe zu sprechen, in der kein Elternteil anwesend ist. Diese wird pädagogisch und psychologisch begleitet mit anderen Kindern zusammen, die offen über alles sprechen können. 

Gibt es etwas, was Sie Ein-Eltern-Familien noch zum Abschluss sagen möchten?

Eltern sollten ihren Kindern vermitteln, dass Ein-Eltern-Familien eine größtenteils akzeptierte Gesellschaftsform ist. Niemand sollte in einer Familie leben müssen, in der es einem nicht gut geht. Wenn ich als Paar in einer unglücklichen Paarbeziehung zusammenbleibe, dann hat dies Auswirkungen auf das Kindeswohl. 

Das Gespräch führte Juliane Faller.

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