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Kreative Energie im Überfluss

Der Künstler Zoran Velinov traut sich alles anzupacken, findet überall Inspiration und sucht sie doch nirgends. In Düsseldorf arbeitet er mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen und bereichert das OGS-Angebot mehrerer Schulen.

Porträt von Zoran Velinov

Pia Arras-Pretzler

24.08.2023

Lesezeit 3 Minuten

Whatsapp-Nachricht von Zoran: „Du kannst mich jederzeit anrufen! Ich bin seit vier Uhr wach!“ Stunden später sprüht er immer noch vor Energie. „Ich kann nicht einfach im Bett liegen, da bin ich eben aufgestanden.“ Zu unserem Treffen bringt Zoran ein Glas selbst gemachte Erdbeermarmelade mit. Sein Garten wirft kiloweise Früchte ab: Voriges Jahr hat er aus seinen Trauben 60 Liter Wein gekeltert. Im Café, in dem wir uns verabredet haben, sind alle Tische besetzt, aber Zoran organisiert beim Kellner ein freies Eckchen. „Ist das okay für dich?“, frage ich, denn ideal ist der Platz nicht. „Alles gut! Ich nehme immer das, was da ist. Wirklich immer! Es gibt viele Leute, die sagen: Wenn das oder das erst mal perfekt ist, dann fange ich an zu malen, dann fange ich an zu komponieren. Und dann wird nie etwas daraus. Leute warten auf Inspiration. Ich nicht. Ich lege einfach los.“ Ich habe das Gefühl, damit schon etwas sehr Wichtiges von Zoran verstanden zu haben, aber ich würde gern mehr von seiner Geschichte erfahren. Zoran Velinov wird 1957 in Nordmazedonien geboren, sein Vater ist Dorfschullehrer. Die Familie zieht deshalb mehrmals um, immer in kleine Dörfer. Schon als Junge begeistert sich Zoran für die Sterne und den Kosmos, und er hat seinen eigenen Zugang zu den Dingen: „Im Zeichenunterricht sollten wir draußen die Landschaft malen. Ich war der einzige, der sich in die Büsche gesetzt und die Wurzeln und Blätter gezeichnet hat.“ Als er sieben Jahre ist, schenkt ihm sein Vater ein Akkordeon. Zoran ist begeistert und spielt bereits am ersten Tag einfache Melodien nach dem Gehör.

Es sollte nicht immer um Ergebnisse gehen – wichtig sind die Prozesse.

Zoran Velinov

Für die weiterführende Schule zieht die Familie in die Stadt, nach Niš, und auch mit diesem Wechsel kommt Zoran bestens zurecht. Zum Akkordeon gesellt sich eine Gitarre, zusammen mit Freunden wird darauf improvisiert. Neben der Schule malt Zoran bis zu zehn Stunden täglich, aber er hat keine Lust auf eine Aufnahmeprüfung an einer Kunstakademie. Ein Studium im weit entfernten Belgrad würde die Familie finanziell überfordern – er träumt von Astronomie –, und so schreibt er sich für Wirtschaftswissenschaften in Niš ein. Die ersten Semester übersteht er tapfer, aber bald langweilt ihn das Studium so sehr, dass er sich gegen die Vollvariante entscheidet und nach acht Semestern seinen Abschluss macht. „Danach bewarb ich mich bei zwei Stellen und habe inständig gehofft, dass mich niemand einlädt, und so kam es auch.“ Was er will: Künstler sein, nein, bleiben. Um auszuprobieren, ob er eine Chance hat, damit sein Leben zu bestreiten, malt er kleine Miniaturen im Stil der alten Meister, packt seine Malsachen ein und fährt im Sommer einen Monat nach Split, wo ihm die Touristen seine Porträts und Bilder aus den Händen reißen. „Ich habe in dem einen Monat ein Vielfaches von dem verdient, was mein Vater nach Hause brachte. Mir war klar: Nächstes Jahr komme ich drei Monate her!“ Der Plan geht auf. Noch dazu lernt er dabei seine zukünftige Frau Susanne kennen, eine Architektur-Studentin aus Jülich. Trotz damals horrender Telefonkosten hat die Beziehung Bestand, die beiden heiraten. Und zwar in Serbien, weil man dort besser feiern kann und die Formalitäten nicht so erdrückend wie in Deutschland sind. Das Paar zieht nach Deutschland, Susanne hängt ihr ungeliebtes Architektur-Studium an den Nagel und wird Lufthansa-Flugbegleiterin. Sie bekommen einen Sohn, Luka, und Zoran gelingt es, in der Kunstszene Fuß zu fassen. Er engagiert sich in Künstlervereinigungen wie dem BBK, dem Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, merkt aber irgendwann, dass er kein Vereinsmensch ist und es Zeit für einen Cut ist. Er gibt Malunterricht, erst für Erwachsene, später auch für Kinder. Deshalb wird er angesprochen, ob er nicht Lust hätte, sich im OGS-Bereich einzubringen. Hat er. Sein Credo: Bei ihm müssen die Kinder erst mal gar nichts – aber sie dürfen. Zoran steckt viel Zeit in die Vorbereitung seiner Angebote, und: „Ich komme immer an wie ein Handwerker – mit einem Auto voll von Materialien und Möglichkeiten.“ Im Sommer plant er jedes Jahr ein großzügiges Zeitfenster ohne Verpflichtungen ein – das verbringt er mit seiner Frau in Norwegen, dort wird er seine riesigen Leinwände auspacken und malen. „Seltsam, dass ich als Mensch aus dem Süden Landschaft und Licht dort so mag. Meine Frau sagt immer: Zoran, du bist eigentlich ein Wikinger.“ Aber einer von der netten Sorte, denke ich. Einer, der Marmelade mitbringt.

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