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Gut vorbereitet

Der Übergang von der Grund- zur weiterführenden Schule markiert einen bedeutenden Meilenstein im Leben vieler Familien. Während die Anmeldungen laufen und die Vorfreude auf die neue Etappe wächst, begleiten Eltern nicht nur positive Emotionen. Wir konnten mit einem Schulsozialarbeiter und einer Mutter sprechen, die aktuell mittendrin im Prozess ist.

fünf Kinder rennen durch den Flur einer Schule, der Kamera entgegen, hinter ihnen gehen eine Lehrerin und ein Lehrer

Mustafa Görkem

19.02.2024

Lesezeit 3 Minuten

Oft ist der Übergang mit gemischten Gefühlen verbunden. Die Sorge darüber, wie die Kinder die neue Umgebung aufnehmen, steht meist im Fokus. Kinder sehen sich mit Veränderungen konfrontiert, sei es durch das größere Schulgebäude, neue Fächer, neues Lehrpersonal oder den verlängerten Stundenplan. Insbesondere die zu erwartende große Anzahl an neuen Gesichtern in der Klasse kann eine Herausforderung darstellen. Hinzu kommt der mentale Aspekt: Man will die eigenen und die Erwartungen anderer, vor allem der Erziehungsberechtigten, erfüllen, woraus auch Druck erwachsen kann. An dieser Stelle sind besonders Offenheit und Kommunikation zwischen Eltern und Kindern von großer Bedeutung. Am wichtigsten ist ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder, denn das schafft Vertrauen und erleichtert den Übergang – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern.

Mutter eines Viertklässlers: „Die letzten Monate waren anstrengend“

„Das wichtigste für mich ist, dass sich mein Sohn wohl fühlt auf seiner neuen Schule“, berichtet Mutter Anja Müller, im Gespräch mit der Libelle. Die letzten Monate seien anstrengend gewesen, vor allem der Austausch mit der Klassenlehrerin ihres Sohnes. Dabei habe für Anja schon lange festgestanden, wo es für Lasse weitergehen solle, spätestens zu Beginn der vierten Klasse: nämlich auf dem Gymnasium, auf das auch sein zwei Jahre älterer Bruder geht. Das habe auch die Lehrerin gewusst. Die Enttäuschung der Mutter ist klar herauszuhören. Ihr Jüngster habe sich in letzter Zeit auffällig schüchtern und zurückhaltend verhalten, was sie sich nicht erklären könne. Daher hofften sie als Familie auf einen Neuanfang im Sommer.

Auf die 5. Klasse im Gymnasium will Lasse in jedem Fall gut vorbereitet sein. Seine Mutter hat ihm deshalb entsprechende Vorbereitungshefte besorgt, mit denen er fleißig übt. Ganz wichtig ist ihr seine Lesekompetenz. Bei allem Ernst sollen aber auch der Spaß und die nötige Lockerheit nicht zu kurz kommen. „Deswegen wollen wir nochmal schön in den Urlaub fahren in den Sommerferien, damit er nochmal ein wenig abschalten kann, bevor es losgeht. Auch wenn wir dadurch seine Anspannung und Aufregung nicht ganz auflösen werden können“, vermutet Anja. Das sei wahrscheinlich bei fast jedem Kind im Vorfeld eines Schulwechsels so. Auch sie selbst sei „ein wenig nervös“, die Erfahrung mit ihrem älteren Sohn helfe ihr aber in der Situation.

Schulsozialarbeiter: Selbstständigkeit fördern, Rahmenbedingungen nicht unterschätzen

Yekta Yilmaz kennt sich mit solchen Situationen bestens aus. Er ist Schulsozialarbeiter und hat Tipps für die größten Herausforderungen beim Wechsel in die 5. Klasse. Für ihn stellt der Schulwechsel eine gute Möglichkeit dar, dem eigenen Kind mehr Selbständigkeit und Verantwortung zuzutrauen. Das sei eines der wichtigsten Aspekte, die über den Erfolg oder Misserfolg auf dem weiteren Bildungsweg bestimmten. „Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeiten ihrer Kinder. Die eigenständige Organisation von Schulsachen und die Übernahme von Verantwortung für Hausaufgaben legen eine wichtige Grundlage für den Übergang zur weiterführenden Schule“, erklärt er. Daher sei es sinnvoll, spätestens im zweiten Halbjahr der vierten Klasse damit zu beginnen. Ein ausgewogener Lebensstil mit ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität unterstütze außerdem die Lernfähigkeit und helfe, Stress schneller zu bewältigen.

Auch sollten die Bedeutung sozialer Kompetenzen wie Teamarbeit, Kommunikation und Konfliktlösung erläutert betont werden. „Kinder, die gut mit anderen auskommen, haben oft einen leichteren Übergang zur weiterführenden Schule, die intensivere soziale Interaktion erfordert“, weiß Yilmaz zu berichten. Des Weiteren helfe es, motivierend aufzutreten und die Interessen der Kinder, auch abseits der Schule, stärker zu fördern. Motivierte Schüler:innen hätten oft mehr Erfolg. Kindern, die ihre eigenen Interessen erkennen und artikulieren könnten, seien im Vorteil. Weiterführende Schule böten eine breitere Palette von Fächern und Aktivitäten, was diesen zugutekomme. Aufpassen müsse man allerdings darauf, dass man das Kind nicht überfrachte. Was den Austausch mit den Grundschullehrer:innen angeht, empfiehlt Yilmaz, diesen im zweiten Halbjahr zu intensivieren. Das gebe Einblicke in die Stärken und Entwicklungsbereiche der Kinder, was gezielte Unterstützung ermögliche und den Übergang erleichtere.

Angebote der weiterführenden Schule schon im Vorfeld nutzen

Im Hinblick auf die neue Schule könnten Yilmaz zufolge Orientierungstage vor Schulbeginn helfen. Manche Schulen böten solche Tage an, um den Neulingen die neue Umgebung und die Lehrkräfte vorab vorzustellen. Es gebe auch Mentoring-Programme, bei denen ältere Schüler:innen den neuen Fünftklässler:innen als Unterstützung dienten. „Es lohnt sich, als Eltern aktiv nachzufragen, etwa auf Informationsveranstaltungen, in denen man weitere Einblicke in den Schulalltag, die Lehrpläne und Unterstützungsmöglichkeiten erhalten kann.“ Sich mit anderen Eltern zu vernetzen, könne ebenfalls hilfreich sein. Eltern sollten seiner Meinung nach darauf vorbereitet sein, dass der Übergang nicht immer reibungslos verlaufe. Er rät ihnen daher, auf mögliche Anzeichen für Schwierigkeiten beim Anpassen ihrer Kinder an die neue Schulumgebung zu achten. Verändertes Verhalten, wie plötzliche Rückzüge oder Aggressivität, könne darauf hinweisen. Ebenso eine Abnahme der schulischen Leistungen oder häufige Beschwerden über Unwohlsein könnten Hinweise sein. In solchen Fällen sei es ratsam, frühzeitig mit den Pädagoginnen und Pädagogen in Kontakt zu treten, regelmäßige Feedbackgespräche zu initiieren und gemeinsam nach individuellen Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen.

Für Yilmaz ist auch wichtig, dass die aufnehmenden Schulen gerade in der Anfangszeit aufmerksam auf die Hintergründe und Besonderheiten der Fünftklässler:innen schauen sollten. Jedes Kind habe seine eigene Geschichte. Zu wissen, ob die Mutter alleinerziehend sei oder das Kind einen Migrationshintergrund habe, sei hilfreich, um gezielt auf Bedürfnisse einzugehen. Je besser das Zusammenspiel zwischen Eltern, Kind, Lehrern und Schule funktioniere, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Übergang gelinge. Schulsozialarbeiter wie er seien bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Bei allen Sorgen sollten die Eltern aber die Gelassenheit nicht verlieren und im Blick behalten, dass ihre Kinder auch auf der weiterführenden Schule noch Kinder sind, die in ihrem Wesen gestärkt und ihrer Persönlichkeit angenommen werden sollten. Dabei hilft ab und an dann eine Umarmung viel mehr, als ein Problemgespräch.

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