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Handverlesene Kindersachen

Wer gern Wolle streichelt und in Farben schwelgt, ist im Purzel-Baum an der Birkenstraße genau an der richtigen Adresse.

Porträt von Sandra Hauck in ihrem Geschäft Purzel-Baum

Pia Arras-Pretzler

25.04.2024

Lesezeit 3 Minuten

Sandra Hauck ist skeptisch. Eigentlich möchte sie keinesfalls im Mittelpunkt stehen und schon gar nicht groß aufs Foto. Ihre Mitarbeiterin lacht: „Sandra ist total bescheiden!“ Andreas Endermann dirigiert die Inhaberin vom „Purzel- Baum“ deshalb geschickt hinter einen Kleiderständer. So bekommt man einerseits einen guten ersten Eindruck davon, was der kleine, feine Laden an der Birkenstraße 84 in Flingern alles zu bieten hat, und Sandra Hauck darf sich etwas hinter ihrer fantastischen Auswahl an Biokleidung für Kinder verstecken. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: Erstausstattung, Schuhe, Kleidung, Unterwäsche, Spiele, Socken und Strümpfe und viele, viele Mützen. „Die werden tatsächlich besonders nachgefragt“, erklärt mir Sandra Hauck. Im Moment steckt sie mitten in der Winterbestellung. In dieser Phase kommt die gelernte Buchhändlerin nicht zum Lesen. „Wenn ich einmal angefangen habe, kann ich ein Buch nicht zur Seite legen. Deshalb fange ich in stressigen Zeiten erst gar nicht damit an.“ Es ist nicht einfach, so lange im Voraus zu planen, was seinen Weg in den Laden finden darf. „Ich bin froh, dass meine Mitarbeiterinnen mich dabei so gut beraten – einige haben kleine Kinder und ein feines Gespür dafür, was gerade angesagt ist.“ Sie selbst hat zwei erwachsene Kinder und ihr Sohn ist der Grund dafür, warum sie heute in diesem Laden steht. „Ich habe mich ins Thema Wolle und Öko-Kleidung erst reingefriemelt, als ich mit ihm schwanger war. Ich habe ihn damals mit Stoffwindeln gewickelt und die Überhosen dafür waren aus Wolle.“ Gekauft hat sie diese Stoffwindeln in einem Laden namens Purzel-Baum, der war damals noch auf der Oststraße. Später hat sie dort gejobbt, immer samstags und montags, während ihr Mann zu Hause erst den Sohn und später auch die Tochter betreute. Als der ursprüngliche Purzel-Baum-Besitzer seinen Laden aufgab, übernahm Sandra Hauck und zog damit in die Birkenstraße, erst nebenan in ein kleineres Ladenlokal, und später in die größere Nummer 84. „Hier hat man zwar nicht so viel Laufkundschaft wie etwa in der Ackerstraße, aber dafür findet man eher einen Parkplatz und die Straße ist auch nicht so wuselig. Das ist für Kund:innen, die mit dem Auto kommen, von Vorteil.“ Sandra Hauck selbst ist überzeugte Flingeranerin und schon mehrmals umgezogen, aber niemals weggezogen. 

Ich wollte immer nur Sachen verkaufen, hinter denen ich stehen kann.

Sandra Hauck

Ihre derzeitige Wohnung im dritten Stock ist nicht unbedingt ideal – ihr Mann hatte vor einigen Jahren einen schweren Fahrradunfall –, aber irgendwo außerhalb zu wohnen kann sie sich nicht vorstellen. „Er fährt inzwischen wieder Rennrad. Aber es hätte auch ganz anders ausgehen können.“ Deshalb trägt sie – wie ihr Mann damals auch – konsequent Helm, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs ist, auch wenn es nur kurze Strecken sind. Körperlich fordernd ist auch der Laden. Die Regale in den Lagerbereichen reichen bis knapp unter die hohen Decken.„Mit den Kartons da ganz oben hilft mir mein Sohn. Meine Mitarbeiterinnern müssen sich immer erst daran gewöhnen, wie viel Arbeit in so einem Laden steckt. Neue Ware auspacken, und Saisonware rechtzeitig wieder hervorholen bzw. verstauen …“ Weil Sandra Hauck wirklich so gar nicht auf den Putz haut und eher eine Freundin von Understatement ist, mischt sich ihre Mitarbeiterin ein: „Wir haben übrigens Windeln vorrätig, also Wegwerfwindeln, falls das notwendig sein sollte, und ein großes Herz und leckere Kekse für müde Kinder, die nach einem anstrengenden Kindergartentag hier noch Schuhe anprobieren sollen …“ Außerdem steht im Laden ein riesiger blauer Sessel. „Ein Möbel mit Geschichte“, lächelt Sandra Hauck. Darin kann man sich zum Stillen hinsetzen oder auch ein schlafendes Geschwisterkind ablegen. „Das war eine Requisite von der ‚Sendung mit der Maus‘, ich glaube, es war so gedacht, dass ein Erwachsener ganz klein darin aussieht.“ Ihr Mann hat den Sessel über Umwege angeschleppt, er stand lang bei ihnen in der Wohnung. Zum Abschluss zeigt mir Sandra Hauck auch noch den Laden nebenan, in dem der Purzel-Baum zuerst Wurzeln geschlagen hatte. Heute hängt er voller farbenprächtiger, ausdrucksstarker Bilder der Inhaberin Jeanne Honné. Die junge Künstlerin freut sich über den Besuch ihrer Nachbarin und beteuert: „Sandra ist eine ganz Gute.“ Das Gefühl habe ich auch. Jemand, der sich absolut nicht in den Vordergrund drängt, aber überall anpackt und hilft, wo es sich ergibt. Was folgendes Angebot im Lauf unseres Gesprächs wunderbar demonstriert: „Ich habe meine demenzkranke Mutter in einem tollen Heim in Lörick unterbringen können und kenne mich mit dem Thema inzwischen ganz gut aus – falls jemand dazu Fragen hat, einfach im Laden anrufen! Und was ich auch empfehlen kann: Selbsthilfegruppen für Angehörige. Das hat mir damals sehr geholfen.“ 

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