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Das Los entscheidet

Eltern haben die Oberhand bei der Schulformwahl, auf die Sicherung eines Platzes an der Wunschschule haben sie jedoch keinen Einfluss. Im ländlicheren Raum stellt sich die Frage nach der „richtigen“ weiterführenden Schule kaum. Es gibt eine Schule in der Nähe. Die nimmt man und dort gehen auch alle anderen Nachbarskinder aus der 4. Klasse hin. In den Stadtteilen, die dicht besiedelt sind, gibt es mehrere Schulen und somit auch mehr Auswahl.

Vektorillustration, drei Kinder mit Laptops und Icons

Laura Rüther

16.02.2024

Lesezeit 4 Minuten

Generell können sich Familien in Düsseldorf frei für eine weiterführende Schule entscheiden. Lediglich abweichende Grundschulempfehlungen ziehen ein eingehendes Beratungsgespräch mit Eltern und Kind nach sich – wenn Eltern beispielsweise eine Hauptschulempfehlung für das Kind von der Grundschule bekommen haben, ihr Kind aber aufs Gymnasium schicken wollen. Herr Schreiber, Schulleitung des Goethe-Gymnasiums und Gymnasialsprecher aller Düsseldorfer Gymnasien, misst den Beratungsgesprächen eine große Bedeutung zu. Sie verhindern zum Teil eine zukünftig traumatische Erfahrung, die Kinder durchleben müssen, wenn sie nach der Erprobungsstufe (5. und 6. Klasse) die Wunschschule verlassen müssen, weil sie leistungsmäßig nicht mitkommen. 2023 wollten mehr als 2550 Viertklässler in Düsseldorf auf ein städtisches Gymnasium gehen. Diese sind in der Regel vier- bis fünfzügig, sprich, sie bieten vier bis fünf Klassen pro Jahrgang an und haben auch von den verschiedenen Schulformen die meisten Plätze. Dennoch kommt es an den städtischen Gymnasien zu Abweisungen. Die hohe Nachfrage können nicht alle Schulen bedienen. Wie man auf den Überhang an den Schulen reagiert, unterliegt der Allgemeinen Prüfungsordnung (APO) und dem Schulgesetz. In Düsseldorf haben nur diejenigen Kinder eine bessere Chance, auf ihr Wunschgymnasium zu kommen, wenn sie bereits ein Geschwisterkind an der Schule haben. Danach zählen weder Wohnort noch Noten. Das Los entscheidet über die Aufnahme, falls eine Schule weniger Plätze als Anmeldungen hat. Darauf zu setzen, welche Schule in der Vergangenheit gut „bedient“ hat, ist riskant. Herr Schreiber sieht Schulrankings kritisch. Es werden Schulen auf ihre Kapazität hin verglichen, die eine unterschiedliche Stufigkeit haben. Es ist kein sicheres Verfahren, eine Schule zu wählen, wo alle Plätze im letzten Jahr vergeben wurden. Das ändert sich schnell. 

Favoritenschulen wechseln

Lange Zeit waren es vermehrt Gymnasien in der Innenstadt, die überlaufen waren. In den letzten Jahren variierten die „Überhangschulen“.  Mal ist es das Comenius-Gymnasium, das Humboldt-Gymnasium, das Goethe-Gymnasium oder das Gymnasium in Gerresheim, um nur einige zu nennen. Eine konkrete Antwort der Bezirksregierung auf den Mehrbedarf ist unter anderem der Neubau einer Schule. Schüler:innen aus Eller und Vennhausen, die beispielsweise den Überlauf auf das benachbarte Gerresheimer Gymnasium bestärkt haben, haben jetzt im neu gebauten Eller-Gymnasium eine gute Alternative. Die Schulträger beobachten die Entwicklung der Schulanmeldungen, reichen bei Bedarf einen Antrag ein und die Bezirksregierung steuert den Neu- und Anbau. Bei einigen Schulen wurde in den letzten Jahren die Zügigkeit erhöht, an anderen Orten wurden Schulen gebaut wie das genannte Gymnasium oder die 7. Gesamtschule in Düsseldorf. Bekommen die Familien keinen Platz an der Wunschschule, so bekommen sie das zwei Wochen nach der Schulanmeldung mitgeteilt und haben Zeit, sich bei einer Alternativschule anzumelden. Maximal drei Mal kann man eine Ablehnung bekommen. Eine einmalige Ablehnung erhielt auch Familie Schäfer, die ihr Kind auf das Cecilien-Gymnasium in Niederkassel anmelden wollten, dort aber per Los abgelehnt wurden. Glücklicherweise fand das Kind die Alternativschule, das konfessionelle Ursulinen-Gymnasium in der Altstadt, so toll, dass die Familie am Ende mehr als glücklich war. Es gibt aber natürlich auch Fälle, wo es nicht so gut läuft. Sarah musste durch eine Losentscheidung auf eine Förderschule, die einen sehr langen Schulweg für sie bedeutete. Schüler:innen darf ein Weg von maximal 90 Minuten zugemutet werden. 

Profilschulen 

Nach der PISA-Reform 2001 gab es einen Trend hin zur Differenzierung. Schulen wurde vermittelt, dass sie ein Profil brauchen, um Werbung für sich zu machen. Es folgten elterngetriebene Diskussionen um die beste Schule. Durch den „Herdentrieb“ wird mal die sportlich ausgerichtete Schule, mal eine naturwissenschaftliche oder die sprachlich-humanistisch geprägte Schule unter den Eltern als die beste auserkoren. Der Trend der Eltern geht heutzutage definitiv danach, diejenige Schule zu wählen, die einen guten Ruf hat. Schreiber kritisiert, dass den Familien vermittelt wird, dass es große Unterschiede zwischen den Schulen gibt. In den Schulinformationsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit Vertreter:innen von Schulamt und Schulaufsicht, die im Oktober und November des Vorjahres des Schulbeginns stattfinden, wird viel aufgeklärt. Für Kinder sind die Profile der Schule motivierend, weil sie an so einem wichtigen Übergang abgeholt werden und für die Sekundarstufe I motiviert bleiben mit einem Thema, das ihnen Freude macht. Für die Profilschärfung hat man aber im Stundenraster im Schnitt vielleicht eine Stunde mehr. An allen Schulen gleich sind 90 bis 95 Prozent des Lehrplanes. Für Eltern sollten die Profile also keine Rolle spielen. Schreiber rät zur Gelassenheit der Eltern, da alle Schulen in Düsseldorf sehr gut seien.

Fluch und Segen des Losverfahrens

Die Bundesländer setzen das Losverfahren unterschiedlich um. In Nordrhein-Westfalen geht es um Ausgewogenheit zwischen Mädchen und Jungen, Kindern mit guten und schlechten Leistungen sowie Kindern mit verschiedenen Muttersprachen. Zusätzlich ist entscheidend, ob Geschwister an der Schule sind und wie nah Kinder wohnen, beziehungsweise die Nähe der zuletzt besuchten Grundschule. So steht es in der APO SI. Ein wenig verwirrend ist dies, weil das Schulgesetz das Recht der Auswahl bei der Schulleitung sieht.  Die Schulleitung bedient sich aus dem Kriterienkatalog der APO und entscheidet. Alle Schulleiter:innen der Gymnasien in Düsseldorf haben sich in Zusammenarbeit mit den Schulämtern gesammelt für das jetzige Losverfahren entschieden. Vorteile von dem Losverfahren in Düsseldorf ist, dass es zu weniger Klagen kommt, die Eltern sich nicht diskriminiert fühlen durch Kriterien wie Leistungsniveau oder Sprachvermögen und keine „Kavaliersdelikte“ wie Scheinummeldungen passieren, um Wohnortnähe vorzugeben, wie es an anderen Orten passiert ist. Der Nachteil durch die freie Schulwahl und die Profilschulen ist der „Herdentrieb“, der zu Überlauf an einigen Schulen führt. Lange Schulwege sowie enttäuschte und unmotivierte Schüler:innen durch Ablehnungen an den Schulen können weitere Nachteile sein. Jedenfalls arbeiten die Schulleitungen laut Schreiber eng mit Schulverwaltungsamt, Schulamt und Schulaufsicht zusammen. Sie reagieren auf Engpässe bei langfristigen Bedarfen in den Bezirken, zum Beispiel mit Erhöhung der Zügigkeit der Schulen, Neu- und Umbau besonders in den letzten fünf Jahren extrem schnell. Welche Entscheidungen in der Landespolitik gefällt wird – Schlagwort Schulfrieden in NRW – macht große Themen auf wie Inklusion und das Fördersystem im deutschen Schulsystem. Ob das alles gut oder gerecht ist, steht auf einem ganz anderen Papier. Das Losverfahren ist in erster Linie rechtssicher, ob man es als gerecht sieht, muss jeder für sich entscheiden. Wichtig zu wissen ist, und das betont die Stadt und Herr Schreiber bei den Infoveranstaltungen immer wieder, dass es so viele gute Schulen in Düsseldorf gibt, und vor allem so viele vergleichbar gute.

Porträt von Ralf Schreiber

Ralf Schreiber ist seit 2013 Schulleiter am Goethe Gymnasium, welches der gebürtige Meerbuscher bereits in seiner Jugend selber besucht hat. Zudem ist er Sprecher der Düsseldorfer Gymnasialdirektor:innen, die sich in regelmäßigen Abständen gemeinsam treffen und einen engen Kontakt mit dem Schulamt und der Schulaufsicht pflegen.

Im Mittelpunkt der Familie

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