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Mit offenen Augen und Ohren

Wir haben mit dem Waldpädagogen Frithjof Schnurbusch über das Lernen in und über die Natur gesprochen.

kleines Mädchen steht lachend an einem Baum im Wald

Susanne Werding

27.09.2022

Lesezeit 2 Minuten

Libelle: Herr Schnurbusch, warum profitieren Kinder davon, in den Wald zu gehen?
 

Frithjof Schnurbusch: Es gibt den einen großen Irrtum in der Erziehung: Dass man denkt, A plus B ergibt C. Also nach dem Motto: „Wenn du viel in den Wald gehst, dann wirst du so und so.“ Ganz so einfach ist es nicht. Ich denke, die Frage lautet eher: Was bietet der Wald als Erfahrungs- und Lernraum? Die Leute gehen häufig lieber auf den Spielplatz am Wald als wirklich in den Wald. Klar, da ist alles vorgegeben, da weiß man, was man machen soll. Im Wald dagegen wird ein kreativer Prozess in Gang gesetzt. Da kann man rennen und springen, weich fallen, balancieren, Hindernissen ausweichen, sich verstecken. Da liegt überall Baumaterial herum. Da wachsen duftende Kräuter, da gibt es die unterschiedlichsten Geräusche. Im Wald werden alle Sinne angeregt.

Was kann ich denn nun ganz konkret machen, wenn ich mit meinen Kindern in den Wald gehe. Da setze ich mich hin und sage, so, nun spielt mal schön?

 

Ich fürchte, rausgehen allein reicht nicht. Kinder kennen den Wald als Spielort nur selten, daher müssen wir als Eltern die Impulse geben. Es geht darum, mit offenen Augen und Ohren in den Wald zu gehen und zu verstehen, was da ist. Und warum. Der Wald ist ein komplexes System, in dem alles miteinander verzahnt ist. Wir sollten den Wald mit unseren Kindern erleben und erklären. Der Wald ist noch weit mehr als ein Spielort – er sollte Teil unseres Lebensraumes sein.  Noch einmal, es geht darum, mit offenen Sinnen durch den Wald zu gehen. Dinge zu berühren. Zu beobachten. Warum sitzt der Eichenprozessionsspinner eher auf Eichen, aber nicht so oft auf Buchen? Warum  ist die Buche kälter als die Eiche? Warum wächst an manchen Stellen Moos, an anderen nicht? Sich immer zu fragen: „Wozu und für wen ist das gut?“

Porträt vom Waldpädagogen Frithjof Schnurbusch, Mann mit Bart, en face

Zur Person

Frithjof Schnurbusch, studierter Sozialpädagoge und Falkner, führt das rheinische Waldpädagogium in der zweiten Generation. Der 43-Jährige bietet hier einen Mix aus Ökologie, Wald- und Erlebnispädagogik – für Kita-Kinder genauso wie für Lehrer oder Manager. wald-paedagogik.de

Nun hat aber nicht jeder dieses Wissen. Finden Sie, dass man sich auf so einen Waldbesuch vorbereiten sollte als Eltern?

 

Ja, das kann man durchaus machen. Wir leben in dieser Welt und sollten sie auch verstehen. Das ist ein Stück weit unsere Pflicht, finde ich. Genauso, wie wir uns Medienkompetenzen aneignen und unseren Kindern vermitteln, brauchen wir auch Naturkompetenzen. Wichtig und für die Kinder spannend ist es, Zusammenhänge zu verstehen. Kinder spielen, um die Welt zu begreifen, sie zu dekodieren. Der Wald ist ein Lebensraum von Tieren. Ein Lebensraum besteht aus Futter, Wasser und einem warmen Platz, wo man sich verstecken und ruhen kann. Ich lasse die Kinder beispielsweise unterschiedliche Waldtiere spielen und sie sollen sich dann ein Versteck suchen. Meist finden sie intuitiv die richtigen Stellen. Das liegt daran, dass Systeme eine gewisse Logik haben, die tief in uns verankert ist. Werden Sie mit den Kindern aktiv. Geben Sie den ersten Anstoß und lassen sich überraschen, was dann passiert. Man kann so viel machen. Eicheln sammeln und einpflanzen. Schnitzen. Etwas bauen. Und wenn man dann mit den Kindern ein Tipi gebaut hat aus Ästen und Laub, dann hat man direkt etwas für das ganze System getan. An der Stelle bleibt der Boden feucht. Insekten, Eidechsen und Vögel finden Unterschlupf. Der Kot der Tiere wiederum sorgt dafür, dass neue Pflanzen wachsen. Schon den Jüngsten kann man so extrem viel vermitteln und eine Verbundenheit zu unserer Mitwelt schaffen.

Haben Sie Tipps, welche Wälder in und um Düsseldorf besonders schön sind für Kinder?

Wir haben hier in Düsseldorf tatsächlich einen tollen Wald, der vorrangig Erholungs- und nicht Wirtschaftswald ist. Für Kinder finde ich den Aaper und den Grafenberger Wald besonders attraktiv. Weil man in diese Wälder gut tiefer rein kann und die hügelige Landschaft vielfältige Möglichkeiten bietet. Letzen Endes ist es aber immer da am spannendsten, wo man lebt. Man muss nicht immer unbedingt in den Wald fahren.
Auch der Park oder der Garten nebenan ist ein
Lebensraum, den es zu erkunden lohnt.

Das Gespräch führte Susanne Werding

Im Mittelpunkt der Familie

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