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Guck mal! Gesunde Augen von Anfang an

Augenärzt:innen raten in jedem Fall zu einer ersten Vorsorgeuntersuchung im Alter von unter drei Jahren. Kein Problem, in die augenärztliche Praxis gehen viele Kinder gern, denn hier tut nichts weh oder ist unangenehm. Und wer eine Brille braucht, der nimmt diese auch meist dankbar an. Schwieriger ist es manchmal mit den Augenpflastern für Kleinkinder – die aber gar nicht so lange getragen werden müssen, wie viele meinen.

Tanja Römmer-Collmann

01.03.2022

Lesezeit 3 Minuten

Wenn kleine Kinder nicht optimal sehen, dann bemerken sie das selbst oft gar nicht. „Sie denken ja, es sei normal so und kompensieren die Sehschwäche“, erklärt Augenarzt Dr. Ludger Wollring, Pressesprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands. Erst bei weniger als 20-prozentiger Sehkraft stolpern die betroffenen Kinder sichtlich häufiger oder stoßen sich an Möbeln. Deshalb legt der Augenarzt allen Eltern ans Herz: „Jedes Kind sollte vor dem dritten Geburtstag einmal beim Augenarzt vorgestellt werden. Wenn die Eltern schon vorher den Verdacht haben, ihr Kind leide unter einer Sehstörung, natürlich entsprechend sofort.“ Der Experte bedauert, dass etwa sechs Prozent der Erstklässler*innen an einer Sehschwäche leiden, die bei rechtzeitiger Erkennung schon längst vor der Einschulung behandelt hätte werden können und sollen – weil die Zeit für eine optimale Therapie mit sechs Jahren schon vorbei ist. Wird die Sehschwäche erst im Schulalter entdeckt – Anzeichen können Leseunlust und schlechte Noten sein –, kann sie meist nur mit größerem Aufwand und doch nur unvollständig zurückgebildet werden.

Die Sache mit dem Pflaster

Jede*r von uns hat schon mal ein Kind mit einem Augenpflaster gesehen. Wozu dient es? Entwickeln sich die Augen beim kleinen Kind ungleichmäßig, dann verstärkt sich dieser Effekt im Laufe der Entwicklung immer mehr: Das Kind lernt, mit dem „besseren“ Auge zu schauen, wodurch dieses gut trainiert wird und sich rasch weiterentwickelt, während das „schlechtere“ Auge immer mehr zurückbleibt. „Wird dagegen zu spät etwas unternommen, ist die Entwicklung der Augen womöglich schon soweit abgeschlossen, dass die Angleichung kaum noch möglich ist“, erklärt der Augenarzt. Die kleinen Patient*innen können je nach Ausprägung des Augenunterschieds Probleme beim räumlichen Sehen haben und sind leichter in Missgeschicke und sogar Unfälle verwickelt. Um das weniger gut entwickelte Auge rechtzeitig so zu trainieren, dass es mit dem anderen Auge aufholt, trägt das Kind das Pflaster auf dem besseren Auge. So erfährt das andere Auge das notwendige Training. „Als Faustregel gilt, dass das Kind das Pflaster so viele Stunden am Tag trägt, wie es alt ist.“ Das ist also für ein Zweijähriges überschaubar – aber sehr effektiv. Beim Schielen ist die Pflaster- und zugehörige Brillentherapie langwieriger, aber zum Glück sind davon auch weniger Kinder betroffen.

Wer braucht eine Brille?

Viele kleine Kinder sind eine Zeitlang übersichtig und können daher ihr Umfeld ohne Brille nicht scharf erkennen. Meist entdeckt der Augenarzt diese Fehlsichtigkeit, die sich übrigens häufig auch noch auswächst, mit einer entsprechenden Messung. Bei etlichen anderen Kindern stellt sich typischerweise im Grundschulalter heraus, dass sie eine Brille benötigen. Um die Tafel zu lesen, stehen sie auf und gehen einen Schritt vor. Oder sie lesen mit der Nasenspitze fast auf der Buchseite und klagen häufiger über Kopfschmerzen. Solche Symptome deuten auf eine Kurzsichtigkeit hin, das heißt, das Kind kann in der Ferne nicht scharf sehen und benötigt eine Brille, um diese Fehlsichtigkeit auszugleichen. Oft können die Kinder ihr Problem auch schon selbst benennen – oder die Eltern, die selbst kurzsichtig sind, erkennen es. Beide, Über- und Kurzsichtigkeit, gehen auf eine nicht optimale Ausformung des Augapfels zurück, sodass die einfallenden Lichtstrahlen kein scharfes Bild auf der Netzhaut ergeben. Augenärzte können dies über eine einfache Messung feststellen und die Abweichung in der sogenannten Dioptrienzahl ganz genau beziffern. Aber auch die herkömmliche Untersuchung, bei der das Kind Zeichen erkennen muss, die je nach vorgehaltenem Glas schärfer oder unschärfer sind, führt zum Ergebnis. Das Gute daran: Der Augenarzt ist auf jeden Fall der Arzt, bei dem es für das Kind nie unangenehm oder gar schmerzhaft wird und viele Kinder empfinden die Brille, wenn sie sich denn einmal an den Gedanken gewöhnt haben, sie zu tragen, als echte Erleichterung und Hilfe.

Zunehmende Kurzsichtigkeit?

Eine Studie aus Asien hat jüngst für Aufregung gesorgt, weil sie darauf hindeutet, dass immer mehr Asiat*innen unter Kurzsichtigkeit leiden. Von einigen Interpret*innen wurden auch sogleich die Schuldigen gefunden: Smartphones und Computer sollen mit dafür verantwortlich sein, dass immer mehr Menschen eine Brille benötigen. „Ich bin da vorsichtig“, sagt Ludger Wollring, „es ist überhaupt nicht klar, ob diese Studie auf Europa übertragbar ist.“ Dass es auch hierzulande mehr Brillenträger gibt als anno dazumal, führt er auch darauf zurück, „dass die Ansprüche ans Sehen immer höher werden.“ Früher haben die Menschen viel draußen gearbeitet, heute sitzen sie in Büros vor den Bildschirmen. „Da stören kleine Sehfehler einfach mehr“, führt der Augenarzt aus. Und natürlich rät auch er zu moderatem Dauer-Nahsehen gerade in der Entwicklungsphase der Augen bis hin ins Grundschulalter: „Unter 30 Zentimeter sollten Grundschüler und Grundschülerinnen nur etwa eine halbe Stunde am Tag konzentriert sehen. Während der Pubertät sollten es dann nicht mehr als drei Stunden täglich sein." Und wohlgemerkt: Zum auf Dauer anstrengenden Nahsehen gehören nicht nur die elektronischen Gerätschaften, sondern explizit auch das Buch!

Gut für die Augen

Wie können Eltern die Augen ihrer Kinder schützen und für deren gesunde Entwicklung sorgen? „Eine monotone Belastung, also das lange Schauen auf eine Stelle, ist von der Natur nicht vorgesehen“, erklärt der Experte. Der Lidschlag werde während der andauernden Augen-Konzentration bis um die Hälfte langsamer und viele Menschen, eben auch Kinder, bekommen dann leicht Probleme mit dem Tränenfilm – das heißt, die Augen trocknen aus und brennen. Dagegen hilft: Eine Pause machen, die Augen vielleicht leicht massieren, aber vor allem den Blick schweifen lassen, am besten draußen bis zum Kirchturm oder auf die andere Seite des Rheins ... und das gilt für Groß wie für Klein – weswegen dieser Text nun auch hier endet mit der Aufforderung, aufzuschauen und den Gegenstand zu suchen, der am weitesten weg ist im Raum!

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