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Wie seht ihr das?

Für dieser Erziehungskiste-Ausgabe habe ich Menschen gefragt, was ihnen spontan zum Thema Erziehung einfällt. Dabei ist aufgefallen, dass junge Eltern eigentlich gar keine Zeit haben, sich in Ruhe hinzusetzen und an einer Antwort zu feilen, dass immer wieder die Begriffe „Liebe“, „Freiheit“ und „Konsequenz“ fallen, und dass eine Grundfrage über allem steht: Was möchte ich meinem Kind auf den Weg mitgeben?

Kleiner Junge guckt in die Kamera und streckt die Zunge heraus, im Hintergund unscharf die Eltern mit einem Baby

Pia Arras-Pretzler

10.01.2023

Lesezeit 4 Minuten

Wenn du brav bist …

Die gute und die schlechte Nachricht: Erziehung ist zwecklos, die Kinder machen den Erwachsenen ohnehin alles nach. So sieht es zumindest der Komiker Karl Valentin, und ganz unrecht hat er damit nicht. Zumindest wenn man unter „Erziehung“ versteht, ein Kind nach seinen Vorstellungen formen zu wollen. Das ist nicht nur zwecklos, sondern auch lieblos, denn wenn man jemanden ändern möchte, dann heißt das, sie oder er ist nicht so in Ordnung, wie er oder sie jetzt gerade ist. Der Neurobiologe Gerald Hüther sieht das ähnlich und begründet seine Ansicht so: Wir verletzen die Würde eines Kindes, wenn wir versuchen, es nach unseren Vorstellungen zu formen. Für das Kind bedeutet das großen Schmerz, denn es kann den Eindruck gewinnen, dass es nur geliebt wird, wenn es den Erwartungen seiner Eltern entspricht – nicht aber um seiner Selbst willen.

Eltern werden und bei sich bleiben

Aber irgendwie müssen wir uns doch arrangieren, wir Erwachsenen und unsere Kinder, denn wir haben ganz unabhängig davon, wie alt unser Kind ist, oft unterschiedliche Ansichten darüber, wie wir uns das Leben miteinander und das Leben überhaupt vorstellen. Wie schaffen wir es, so durch den Tag und die Woche und das Jahr zu kommen, dass wir das Gefühl haben: Unser Kind ist auf einem guten Weg. Und wir Eltern verlieren dabei weder uns selbst noch einander aus den Augen. Hier kommen einige Antworten von Düsseldorfer Eltern.

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Denise, 33
Ich finde, es gibt nicht den einen Erziehungsstyle. Was für das eine Kind richtig ist, kann für das andere total falsch sein. Wichtig ist, dass man sich Gedanken macht und Regeln aufstellt, die man dann auch durchzieht. Einer meiner wichtigen Regeln ist: Wir machen nichts, was wir selber nicht möchten.

Katja, 43
Für mich bedeutet Erziehung Grenzen setzen und Freiraum lassen – gar nicht mal so einfach. Aber wenn man es von Anfang an macht, läuft die Kinderkiste eigentlich ganz gut

Stefanie, 46
Für mich bedeutet Erziehung, ein Kind zu begleiten und ihm einen Spielraum zu geben, in dem es sich bewegen und ausprobieren kann. Dazu gehört auch, Grenzen zu setzen und diese einzuhalten. Das ist meist das Schwierige, weil es eben oft zu Konflikten kommt. Aber in meinem Augen lohnt es sich, da konsequent zu bleiben. Denn Grenzen geben auch Sicherheit. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Eltern ihren Kindern etwas androhen (z. B. „Wenn du jetzt nicht damit aufhörst, gehen wir nach Hause“) und es dann aber doch nicht durchsetzen. Warum sollte ein Kind auf die Eltern hören, wenn es weiß, dass solche Ankündigungen eh nicht wahr werden? Ein weiterer Aspekt in der Erziehung ist, ein glaubhaftes Vorbild zu sein, an dem sich da Kind orientieren kann.

Nadine, 37
Meine Idealvorstellung ist die bedürfnisorientierte Erziehung auf Augenhöhe mit den Kindern, wobei die Bedürfnisse der ganzen Familie bedacht werden. Am besten ohne ein Belohnungs- bzw. Bestrafungssystem. Aber in Alltag sieht das gerne mal anders aus. Ich halte es für wichtig, dass man Emotionen zulässt und dass es eine echte Kooperation zwischen allen gibt, also auch die Eltern müssen kooperieren. Ich orientiere mich an Autoren wie Alfie Kohn und Inke Hummel oder den Autorinnen vom Gewünschtesten Wunschkind. Ah, noch ganz wichtig: Kinder sind keine kleinen Tyrannen, sondern wollen grundsätzlich mit den Eltern kooperieren. Also weg von der schwarzen Pädagogik von damals …

Ulrike, 37
Erziehung ist, konsequent zu sein, auch wenn es anders einfacher wäre. Kurzfristig wäre es einfacher, langfristig zahlt es sich aber aus. Wir kombinieren Erziehung immer mit viel Zuneigung und Liebe und erklären, warum wir die Sachen so entscheiden.

Katja, 40
Erziehung ist für mich, einen Weg mit meinen Kindern zu finden, der sie Schritt für Schritt zum Teil einer Gemeinschaft werden lässt. Der ihnen Werte vermittelt und ihnen Führung gibt, wo sie diese brauchen. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, von ihnen und mit ihnen zu lernen, flexibel zu bleiben und meine eigenen Überzeugungen immer wieder zu hinterfragen.

Alyie, 49
Eine gute Erziehung für das eigene Kind ist sehr wichtig für das Kind selbst, für die ganze Familie, aber auch fürs Umfeld. Gute Erziehung hilft dem Kind im Leben weiter, in der Schule, in der Ausbildung und im Berufsleben – ein gut erzogenes Kind tut sich später im Leben leichter. Es gibt viel zu sagen zu diesem Thema, aber ich habe mich so kurz wie möglich gefasst.

Katharina, 55
Für mich bedeutet Erziehung in erster Linie Liebe. Und auch Strenge. Das habe ich bei meiner erstgeborenen Tochter auch gut gemacht. Bei meinen Söhnen war ich dann nicht mehr so streng, weil es auch anstrengend ist. Mit mehr oder weniger guten Erfolgen. Und ich habe zu meinen Kindern niemals den Kontakt verloren, auch nicht in der Pubertät. Man darf niemals aufhören miteinander zu reden. Das ist eigentlich auch schon alles!

Lothar, 68
Für mich bedeutet Erziehung, Respekt und Toleranz gegenüber anderen Menschen zu haben und keine Gewalt jeglicher Art auszuüben. Auch auf Menschen zuzugehen und zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird, halte ich für sehr wichtig.

Andrei, 23
Ich wurde viel durch meine Eltern erzogen: wie man spricht, wie man isst, wie man streitet, was es bedeutet, ein guter Gastgeber oder Gast zu sein. Aber auch durch die Schule immens: Ich kann mich an eine Anweisung in Zahnhygiene im Kindergarten noch erinnern. Ich putze immer noch konsequent meine Zähne. In der Schulzeit gab es dann eine Stunde zur Verhütung in der sechsten Klasse, später mal zu Geschlechtskrankheiten, meine Eltern erzählten mir dazu nichts. Man lernt durch Erfahrungen, aber einige Erfahrungen müssen nicht gemacht werden.

Und als Abschluss lassen wir noch Mechthild Fischer, Mutter von vier erwachsenen Kindern und Leiterin eines viergruppigen Kinderhauses, zu Wort kommen: Das Zitat, das der italienischen Pädagogin und Ärztin Maria Montessori (1870–1952) zugeschrieben wird, bringt es für mich auf den Punkt. Die Aufgabe der Erziehung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern es ihm zu erlauben, sich zu offenbaren. Kindern zuverlässige und liebevolle Begleitende zu sein, ihnen Räume zu ermöglichen und Orte zu schaffen, an denen sie sich „ein Bild von der Welt“ machen und entfalten können, ist meiner Meinung nach die Voraussetzung für eine optimale Entwicklung. So können sie zu Gestaltern ihrer eigenen Bildung werden: neugierig, interessiert und kreativ. Ein achtsamer und respektvoller Umgang vermittelt den Kindern die Sicherheit, die sie brauchen, um ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln. Das ist die Grundlage, um auch mit Misserfolgen und eigenen Schwächen umgehen zu können. Nur so können diese auch bei anderen akzeptiert und verstanden werden, was wiederum ein wichtiger Grundstein für gelingende Demokratie darstellt. Aktives Mitglied einer demokratischen Gesellschaft zu werden/zu sein, ist vielleicht das wichtiges Ziel von Erziehung. Zu sehen, dass Kinder zu glücklichen, selbstständigen und verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen, ist für mich die schönste „Offenbarung“ von Erziehung.

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