Bei Wind und Wetter, bei Sonne oder Flutlicht, beim Training oder beim Auswärtsspiel hallt es über den Platz: „Was sind wir? Ein Team!“ Der Schlachtruf der U9-Mädchenmannschaft des SV Wersten 04 bringt zum Start und zum Abschluss alle Spielerinnen zusammen in einen Kreis, Schulter an Schulter. Sie halten sich und rufen sich zu: „Was sind wir? Ein Team!“ Denn darauf kommt es beim Fußball auch besonders an. Im Mittelpunkt steht der Zusammenhalt. Es ist ein besonderes Gefühl, schon wenn man auf den Parkplatz einbiegt und durch das Tor auf die große Anlage geht. Der Fußballplatz ist ein Ort, an dem andere Maßstäbe gelten als „draußen“. Neben der Familie und der Schule ist der Fußball für viele ein ganz eigener, wichtiger und ausgleichender Lebensbereich. Am Tor kann man Notendruck, Streit mit Schulfreunden oder Eltern hinter sich lassen. „Es kommt vor allem auf Spaß, Spielfreude und Zusammenhalt an“, sagt Kai Farschid, Vorstand Frauen und Mädchen beim SV Wersten 04 und Trainer der U15. „Fußball fördert nicht nur Motorik und Koordination, sondern auch die persönliche Entwicklung, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und den Teamgeist.“ Vor vier Jahren hat er damit begonnen, eine Mädchenmannschaft zu gründen. „Wir wollten Mädchen die Möglichkeit geben, Fußball zu spielen.“ „Die Nachfrage war und ist extrem hoch“, sagt Kai Farschid. Der Stadtteil verjüngt sich, der Platz liegt ideal mitten in Wersten, auch junge Spielerinnen können mit dem Roller oder mit dem Fahrrad selbst zum Training fahren.
Perfekt zum Auspowern
Eines dieser Mädchen ist meine Tochter Anna-Lena. Angefangen hat ihre Fußball-Leidenschaft in Corona. Als die Spielplätze mit Flatterband abgesperrt waren, haben wir jeden Abend im Garten gekickt, zwischen Schaukelgerüst und Terrassentisch. Bis der rote Kinderball nach einem festen Schuss an der Terrassentür einen dreckigen, runden Abdruck hinterlassen hat. Da war es an der Zeit, Anna-Lena zum Probetraining beim Fußball anzumelden. Im Sommer 2021 hat sie in der gerade neu gegründeten U7 angefangen und spielt seit Sommer 2022 in der U9. Seither gilt, egal wie müde sie von der Woche ist: Das Training am Freitagabend ist ein Muss. „Im Garten kicke ich ab und zu immer noch gern, aber jetzt tobe ich mich beim Fußball aus“, sagt die Achtjährige. Luise hatte schon von klein auf Spaß mit Bällen und hat sie besonders gerne gekickt. „Im Kindergarten gab es einen Aushang der Mini-Bambinis und da ist Luise mit ein paar Freunden hin“, sagt Mutter Christina. Da war sie vier Jahre alt. 2021 ist Luise dann vereinsintern in die neu gegründete U7-Mädchenmannschaft gewechselt. „Durch unsere guten Erfahrungen bei den damals noch gemischten Bambinis sind wir für gemischte Teams oder zumindest Trainingseinheiten. Jungs und Mädchen können viel voneinander lernen.“ Für die achtjährige Luise gilt: „Ob mit Jungs oder mit Mädchen, Hauptsache Fußball.“
Die coolste Nebensache der Welt
„Viele Jungs aus meiner Klasse spielen Fußball“, bestätigt die siebenjährige Alma. „Ich finde Fußball cool, weil man ein Team ist und weil man gemeinsam gewinnt.“ Papa Hendrik gibt zu: „Ich bin nicht der typische Fußball-Papa, ich schaue keine Spiele im Fernsehen und habe auch keine Dauerkarte bei einem großen Verein.“ Aber der SV Wersten 04 sei durch Almas Interesse am Mannschaftssport sowie Freundschaften und Verbindungen in Wersten einfach die im wahrsten Sinne des Wortes nächstliegende Option gewesen. „Ich mache das für meine Tochter: Mädchen verändern die Welt.“ Auch Yoko und Suri spielen in der U9. Den Schwestern macht es Spaß, ein gemeinsames Hobby zu haben. Als Yoko wie Anna-Lena und Luise in der U7 startete, saß ihre kleine Schwester noch jede Woche mit Mama Nadine bei Wind und Wetter auf der Tribüne. Endlich ist Suri auch aktiv dabei: In der U9 können jetzt beide spielen. Für Mama Nadine kommen trotzdem einige Termine pro Woche zusammen: zwei Mal Training, Fußball-AG und je nach Plan sogar zwei Spiele am Wochenende, da die zwei zwar in einer Mannschaft trainieren, aber in unterschiedlichen Jahrgängen zu Spielen auflaufen. Aber sie sieht es locker: „Die Mädchen spielen for fun, ich denke, anders als bei den Jungs, bei denen sicher viele direkt den Berufswunsch haben, Profi zu werden.“