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Mutmacher für Familien

Das Ambiente stimmt froh: Kinderfotos am Empfang, rundum kreative Bilder, Spielzeug, plüschige Schaukeltiere. Dr. Hermann Josef Kahl wird verraten, dass seine Frau diese Praxis gestaltet hat, und auf den Löwen in seinem Behandlungsraum würde ich mich gerne aufschwingen. Doch lautes Babyweinen lenkt ab. Ein Ernstfall? Gut, dass Kahl kommt und beruhigt.

Doktor Hermann Josef Kahl in seiner Praxis

Astrid Krömer

29.06.2022

Lesezeit 2 Minuten

„80 Prozent derer, die zu uns kommen, sind gesund oder haben harmlose Symptome. Umso mehr müssen wir uns um den Rest kümmern!“ Seit Jahrzehnten leitet Kinderarzt Hermann Josef Kahl, mittlerweile im Kollegenteam, an der Uhlandstraße eine Kinder- und Jugendfacharztpraxis mit Spezialisierung auf Kardiologie. Die Zahl an Herzfehlern nehme nicht zu, wiederum litten Kinder vermehrt unter Asthma, Diabetes, psychosozialen Erkrankungen und – Kahls freundlicher Blick verdunkelt sich – dramatisch ansteigender Bildschirmsucht. „Wir sind in einer verwirrenden Zeit, die es so noch nie gab“, fasst der Mediziner das „Gespenst Corona“ in Worte. „Seine Wucht ist einmalig. Es unterbindet übliche soziale Kontakte, das Reden, Lachen, zwischendurch Besprechen von Schwierigkeiten.“

Mit fünf Jahren verbrachte ich ein paar herrliche Tage bei meinem Patenonkel im Hunsrück. Ich spielte mit Nachbarskindern und spürte irgendwann aber, dass mir an dem Ort etwas Gewohntes fehlte – es gab keinen Fluss.

Doktor Hermann Josef Kahl

Der fünffache Vater einer Patchworkfamilie („Die Kinder sind mittlerweile erwachsen.“) weiß, was Familien umtreibt („Zum Glück hatten wir nie ein Schreikind ...“) und dass sich Situationen vor allem nachts oder am Wochenende zuspitzen. „Bevor die Nerven blank liegen, braucht man Hilfe, vor allem erschöpfte Mütter.“ Mittlerweile bündelt das neue Online-Angebot familienhotlines.de Kontakte und Telefonnummern, aber Kahl fordert: „In einer wohlhabenden Stadt wie Düsseldorf muss eine zentrale, rund um die Uhr erreichbare Hotline, wie es sie in anderen Städten gibt, eine Selbstverständlichkeit sein.“ Sich selbst bezeichnet er als Sanguiniker: „Ich reagiere heftiger als manche Freunde.“ Mir klingt es nach gesundem Kampfgeist, wenn er fordert: „Man muss Eltern unterstützen. Auch dabei, dass sie Kinder in guter Bildung erziehen.“ Seit einigen Jahren gibt es daher „Theater auf Rezept“, ein Projekt der Stiftung Kind und Jugend, gegründet von Kahl im Jahr 2007. In Düsseldorfer Kinderarztpraxen bekommen Sieben- bis 13-Jährige zu den Vorsorgeuntersuchungen also nicht nur ein Gummibärchen geschenkt, sondern einen Gutschein für zwei Personen, der kostenlos ins Junge Schauspiel, in „Sprache, Musik, Gesänge und Fantasie“ eintauchen lässt. Kahl erinnert sich an ein Erich-Kästner-Stück: „Im Theater war es mucksmäuschenstill. Nur wenn Kinder sich langweilen, ist Krach.“ Der Obmann der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte erlebt es als besonderes Glück, wenn Kinder später mit ihren eigenen Kindern zu ihm kommen. „Wiederum gibt es nichts Schlimmeres als einen tragischen Verlauf im Krankenhaus. Wenn ein Kind stirbt, ist das für Eltern lebenszerschmetternd.“ Familie kann Halt geben, in vielen Situationen. „Leider wohnen Familien oft verstreut“, sagt der in Boppard geborene Mediziner. Seit 26 Jahren wohnen er und seine zweite Frau in Düsseldorf. Ein paar Jahre will er noch bleiben, aber sie bereiten einen ungewöhnlichen Schritt vor: die Übersiedlung nach Wien, die Geburtsstadt seiner Frau, wo drei der Kinder leben. Kahl freut sich auf die schöne Stadt an der Donau mit einer „Kaffeehaus-Atmosphäre, die es sonst nirgendwo gibt“ und Ausflüge zu ihrem restaurierten Winzerhaus im Weinbaugebiet Thermenregion, unweit von Wien. Ob sie dort Weihnachten verbringen? Eine Tradition steht fest: Geschmückt wird unter Regie der Frau. Auf einem Wunschzettel Kahls stünde die folgende Botschaft: Gestaltet Familie gemeinsam und behandelt euch gegenseitig mit Respekt. Und eine Ergänzung: Sponsoren fürs Theater auf Rezept weiter gesucht.

Im Mittelpunkt der Familie

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